Dankbarkeit, Erleichterung, wählbar auch für Bürgerliche, der Fall Hefenhofen: Carmen Haag, Monika Knill, Cornelia Komposch und Walter Schönholzer deuten ihre Wiederwahl unterschiedlich.
Baudirektorin Carmen Haag schwingt mit 42'069 Stimmen oben auf. Wie vor vier Jahren erzielte sie am Sonntag das beste Resultat bei den Thurgauer Regierungsratswahlen. «Ich bin dankbar und freue mich», sagt die CVP-Regierungsrätin. Doch sie fügt auch hinzu, dass bei ihr wegen des Corona-Virus keine Feststimmung aufkomme. Wegen Anpassungen der Weilerzone im Richtplan steckte sie kürzlich Kritik ein. Doch auch in Egnach, wo durch Gemeindepräsident Stephan Tobler (SVP) der Widerstand am stärksten ist, zieht niemand mehr Stimmen auf sich als Haag. Sie sagt:
«Die Leute wählen nicht nach Themen, sondern nach der Art und Weise, wie man arbeitet.»
Das zweitbeste Resultat erreicht Monika Knill. Den Namen der SVP-Regierungsrätin schrieben 39'067 Stimmberechtigte auf ihren Wahlzettel. Das sei ein tolles Zeugnis der Bevölkerung. Bereits zum vierten Mal schenken ihr die Thurgauer damit das Vertrauen. Die Kemmentalerin sagt:
«Es fällt jedes Mal ein Stein vom Herzen.»
Durch den Rücktritt von Parteikollege Jakob Stark amtet die 48-jährige Knill ab Sommer, dem Start der neuen Legislatur, als amtsältestes Mitglied der Regierung.
«Eine Wahl ist immer auch eine Momentaufnahme», sagt Cornelia Komposch (SP). Und der Moment war für die 57-Jährige offensichtlich günstig. Mit 37'776 holte sich die Steckbornerin das drittbeste Resultat – knapp hinter Knill und deutlich vor Walter Schönholzer. «Die SP schneidet im Thurgau normalerweise schlechter ab», sagt Komposch. Entsprechend zufrieden sei sie deshalb mit dem Resultat. Die Gründe für das gute Abschneiden? Sie sei sehr volksnah, sagt Komposch.
«So bin ich sicher auch für Bürgerliche wählbar.»
Auch Walter Schönholzer (FDP) hat die Wiederwahl geschafft. Mit 34'016 schnitt der Vorsteher des Departementes für Inneres und Volkswirtschaft von den bisherigen Regierungsräten aber am schlechtesten ab. Schönholzer sagt:
«Es kann sein, dass der Fall Hefenhofen mich einige Stimmen gekostet hat.»
Er deutet aber auch positive Aspekte: Das Stimmvolk habe gewürdigt, dass er den Fall geerbt und schlussendlich auch gelöst habe. Entsprechend gross ist seine Freude über die Wiederwahl. «Ich bin sehr zufrieden, mit meinen drei Regierungsratskollegen weiter zusammenarbeiten zu können.»
Nicht gereicht hat es für die Kandidatin der Grünen. Karin Bétrisey verpasst den Einzug in die Regierung. Dennoch zeigt sie sich erfreut über 16'289 Stimmen, die sie auf sich ziehen konnte.
«In grossen Gemeinden wie Kreuzlingen oder Frauenfeld habe ich mehr Stimmen als der neue SVP-Kandidat geholt.»
Sie habe Leben in den Wahlkampf gebracht. Als relativ unbekannte grüne Aussenseiter-Kandidatin habe sie praktisch aus dem Stand ein Achtungserfolg erzielt. Und sie ist sicher: Mit ihrem Wahlkampf habe sie auch der grünen Partei im Parlamentswahlkampf zu Auftrieb verholfen.
Bezüglich der Departementsverteilung liessen sich die Wiedergewählten nicht in die Karten schauen. In den nächsten Tagen dürfte aber eine entsprechende Sitzung der Regierung stattfinden.