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Im Murg-Auen-Park in Frauenfeld haben die Teilnehmenden einer Lektion in Qigong am Samstagmorgen Energie für den Tag getankt. «Qigong im Park» ist eine Sommeraktion und wird mit Unterstützung vom Amt für Gesundheit Kanton Thurgau und Gesundheitsförderung Schweiz an verschiedenen Orten im Thurgau durchgeführt.
Qigong ist in China praktisch eine Volksbewegung. Bilder in den Medien zeigen Menschen, die frühmorgens im Freien langsame, fliessende Körperübungen praktizieren. Auch im Murg-Auen-Park versuchen am Samstagmorgen 24 Personen die Lebensenergie, das «Qi», in sich zu wecken. (Der Wortteil «gong» bedeutet Fertigkeit, Üben oder Kultivierung.)
Dagmar Mohn aus Häuslenen vermittelt seit mehr als 20 Jahre die Technik der chinesischen Bewegungskünste. Sie ist überzeugt, dass sich Qigong für Menschen aller Altersstufen eignet, um Gesundheit, Bewegung und Gelassenheit zu bewahren oder wieder zu erlangen. Die Übungen sind im Stehen, Sitzen oder Liegen möglich. Stühle stehen für Teilnehmende mit eingeschränkter Mobilität bereit. Mohn sagt:
«Jeder soll sich von seinem Können leiten lassen, es geht nicht darum, etwas darstellen zu wollen, sondern mit der Bewegung zu harmonieren.»
Die Kursleiterin präsentiert eine breite Palette von Übungen zum Dehnen und Stärken der Muskeln, bewussteren Atmen und zur Aktivierung des Gleichgewichts.
In der chinesischen Kultur spielt das «Qi» eine wichtige Rolle. Man kann es sich als Lebenskraft vorstellen, die durch die Meridiane, die Energiebahnen, fliesst und die Organe versorgt. Ist alles harmonisch im Fluss, ist der Mensch gesund. Staut das «Qi» sich in bestimmten Organen, fühlt man sich unwohl oder krank. Zur Schnupperstunde im Schatten der Bäume sind zwei Männer erschienen. Mohn sagt:
«Qigong spricht eher Frauen an, Männer haben das Gefühl, langsame Bewegungen würden keine Kraft erfordern.»
Dem sei aber nicht so, denn die Konzentration und innere Energiearbeit erfordere Kraft. Marlis Schmid aus Frauenfeld ist mit Qigong vertraut. Sie sagt: «Für mich ist Qigong eine gute Technik, um zu sich zu kommen.»
Während die Chinesen Qigong als eine Form «der Lebenspflege» betrachten, sehen es viele Europäer als eine Art Gymnastik. Doch Qigong ist mehr, jede Übung hat einen Bezug zu den Organen und Gefühlen. Mohn erklärt, dass bei allen Übungen die Körperhaltung, die Atmung, die Entspannung, die Aufmerksamkeit und die Vorstellungskraft eine Rolle spielen.
Während der Neuling damit beschäftigt ist, den Anleitungen zu folgen, wissen die Fortgeschrittenen, dass durch das bewusste, langsame Streichen der Oberschenkel Gallenblase und Leber zum Entgiften angeregt werden.
Die Übungen tragen Namen wie «den Himmel mit den Händen stützen», oder «wenn der Hahn kräht». Auf ruhige Elemente folgen dynamische. Selbstbewusst ist die Haltung bei der Tigerübung. Die Finger formen sich zu Krallen, die Fäuste fahren seitlich zu den Hüften, dem Körper entlang bis unter die Achseln. Dabei wird der Oberkörper nach hinten gebeugt, die Wirbel ausgerollt.
«Nicht verbissen, sondern achtsam vorgehen, spüren wohin es mich zieht», sagt Dagmar Mohn. Die Übungsstunde hat es in sich. Die weichen Bewegungen wirken beruhigend, fördern die Entspannung. Doch am Tag danach sind sie in den Armen spürbar.
Qigong wird als ein ganzheitliches Prinzip zur geistigen und körperlichen Gesunderhaltung und Selbstheilung betrachtet. Eine wichtige Grundlage bilden die Theorien und Prinzipien der Traditionellen Chinesischen Medizin.
Gemäss dem Berufsverband der Qigong- und Taijiquan-Lehrenden in der Schweiz reicht der Ursprung des Qigong bis ins dritte Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung zurück. Vor etwas mehr als 2000 Jahren sind Übungen, die an das heutige Qigong erinnern, verbrieft und schriftlich dokumentiert worden.
«Qigong im Park» ist eine Sommeraktion und wird mit Unterstützung vom Amt für Gesundheit Kanton Thurgau und Gesundheitsförderung Schweiz an verschiedenen Orten im Thurgau durchgeführt. (clu)