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Wenn Mike Bruhin auf seinen Reisen ein interessantes Stück Holz findet, nimmt er es mit und fertigt in seiner Werkstatt in Müllheim daraus ein Kunstwerk. Eingebettet in Giessharz kann auch ein Tisch daraus werden.
In seiner Werkstatt in Müllheim ist Holz verschiedenster Bäume vom Boden bis zur Decke aufgeschichtet. Darunter findet sich Oliven-, Feigen-, Myrrhe-, Zitronen-, Orangen-, Nuss- und Kirschbaumholz. Viele der Hölzer sind Erinnerungen an Mike Bruhins Montagezeit im Ausland. An die Menschen, die sie ihm geschenkt haben.
Er zeigt ein Stück Bauholz aus einer Zementfabrik in der ecuadorianischen Hafenstadt Guayaquil. Der gelernte Maschinenmechaniker war beruflich 15 Jahre lang rund um den Globus für eine Schweizer Firma unterwegs und hat in Industriebetrieben Neuinstallationen, Revisionen sowie Reparaturen vorgenommen.
Eingeschränkt durch die unregelmässige Freizeit, die er zu Hause verbrachte, suchte Bruhin nach einem kreativen Hobby. Er begann mit dem Schreinern von Holzspielsachen. Der Blick in eine Drechsler Werkstatt faszinierte ihn so sehr, dass er sich eine Drechselbank kaufte. Später eignete er sich weitere Verarbeitungstechniken an, so auch das Herstellen von Skulpturen mit der Kettensäge.
Heute arbeitet Bruhin als Leiter Facility Management und Sicherheitsfachmann. Sein Hobby ist für ihn Ausgleich zum hektischen Arbeitsalltag. «Die Einzigartigkeit von Holz begeistert mich immer wieder aufs Neue», sagt er. Bruhin findet es faszinierend, wie die Natur auf ihre Art und Weise individuelle Geschichten erzählt, und er diese bei der Holzbearbeitung freilegen kann.
Da ist der Teil eines Stammes aus Savognin GR mit einem riesigen Auswuchs, einem Baumkrebs. Bruhin kann sich vorstellen, eine Schale daraus zu schnitzen.
«Das Holz zeigt mir, wie es zu formen ist, in ihm ist alles bereits angelegt, ich arbeite es nur heraus».
Die gedrechselten Kugeln, die er in Arbeit hat, fühlen sich schwer an. Das Holz nennt sich Eisenholz, weil es so hart und dicht ist und im Wasser nicht schwimmt. Bruhin giesst die Risse mit Epoxidharz aus, dem er zuvor nachtleuchtende Farbpigmente beigemischt hat. Das Giessharzverfahren lässt sich für zahlreiche weitere Produkte anwenden. Bruhin fertigt daraus Unikate aus verschiedensten Materialien und kombiniert gerne einzigartiges Holz, Epoxidharz und Metall miteinander.
Das Birkenholz mit einer speziellen Maserung und Farbe bezeichnet er als «gestocktes Holz», denn es ist einem Pilz zum Opfer gefallen. Eingebettet in Harz lassen sich daraus Möbel herstellen. Der Tisch im Ausstellungsraum aus Olivenholz und Harz wirkt modern und edel. Bruhin hat flüssiges Harz schichtweise um die natürlichen Strukturen des Holzes gegossen und dabei an den Spender sowie seine Geschichte gedacht.
Eine seiner Lieblingsgeschichten handelt von einem Schreinerlehrling, der ihn für seine Projektarbeit «River-Table» um Hilfe bat. Der junge Mann stand kurz vor der Abgabe und niemand in seinem Bekanntenkreis wusste richtig Bescheid über diese Giessharztechnik. Dank Bruhin nahm der Tisch aus Thurgauer Nussbaum und Steinen aus der Thur Gestalt an.