Kampagne der Thurgauer Terz-Stiftung: Mützen von Senioren für Kinder bringen Generationen zusammen

Eine Kampagne der Thurgauer Terz-Stiftung macht ältere Menschen zu leuchtenden Vorbildern für die jüngere Generation. Mit selbstgestrickten Mützen machen sie die Kinder auf die Notwendigkeit der Sichtbarkeit im Strassenverkehr aufmerksam.

Maria Keller
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Terz-Stiftung-Präsident René Künzli mit drei Strickerinnen im Wohn- und Pflegezentrum Neutal in Berlingen. (Bild: Andrea Stalder)

Terz-Stiftung-Präsident René Künzli mit drei Strickerinnen im Wohn- und Pflegezentrum Neutal in Berlingen. (Bild: Andrea Stalder)

Stolz präsentieren die drei Frauen ihre selbstgestrickten Mützen. Sie sind ihnen zu gross, schliesslich wurden sie in Kindergrösse angefertigt. Auf dem Bild nicht erkennbar: Die Mützen leuchten im Dunkeln, denn in jede Strickarbeit wurde ein reflektierender Faden eingearbeitet.

Die Mützen und die älteren Damen im Wohn- und Pflegezentrum Tertianum Neutal in Berlingen sind Teil einer Kampagne der Terz-Stiftung. «Vorbilder leuchten» heisst diese, und richtet sich an Menschen der dritten und vierten Generation. Innerhalb der Aktion «Altersheime bringen Kinder zum Leuchten» stricken sie die Mützen und Stirnbänder für die jüngere Generation und weisen sie hiermit auf die Notwendigkeit der Sichtbarkeit im Strassenverkehr hin. Gleichzeitig werden sie selbst für mehr Sicherheit auf der Strasse sensibilisiert.

Projekte zur «Generationen-Fairness»

Réne Künzli ist der Präsident und Mitgründer der Terz-Stiftung. Die gemeinnützige Stiftung setzt sich für den Erhalt der Selbstständigkeit und Eigeninitiative im Alter ein. «Ich nenne es die Generationen-Fairness», sagt Künzli.

«Wenn die Älteren mobil und selbständig bleiben, werden auch die Jüngeren durch einen geringeren finanziellen Aufwand belastet.»

Die derzeitige Kampagne läuft seit diesem Frühling und wird in der ganzen deutschsprachigen Schweiz durch Filmvorführungen, Präsentationen von reflektierenden Produkten an regionalen Veranstaltungen und Informationsständen an Publikumsmessen verbreitet. Die älteren Menschen sollen dabei motiviert werden, als Botschafter in ihrem Bekanntenkreis zu wirken und zu informieren. «Die Vorträge waren erst sehr kopfgerichtet und theoretisch. So ist uns die Idee mit den Strickgruppen gekommen, um die Zielgruppe noch besser zu erreichen.»

Überwältigende Zahl an Teilnehmern

Dieser mehr emotionale Teil sei sofort auf grosse Resonanz gestossen. «Die Teilnehmer denken oftmals an ihre Enkel. Sie haben damit einen persönlicheren Bezug zum Projekt und sehen sich als Vorbilder. Bei anderen Projekten werden oftmals nur die Defizite der älteren Menschen angesprochen, das haben wir hier bewusst anders gehalten.»

102 Altersheime, 21 Frauenvereine und 109 Einzelpersonen haben sich beteiligt. Künzli sagt:

«Wir sind überwältigt.»

Das Ergebnis sind 6000 Mützen und Stirnbänder, von denen die meisten am 29. Oktober übergeben werden. Empfänger sind Kindergartenkinder und Schüler der 1. und 2. Klasse. Einige Übergaben haben bereits stattgefunden. Künzli erzählt Beispiele von Schulen, die als Dank Lieder einstudieren, Kuchen backen und im Altersheim vorbeigehen. Im Fall von Kreuzlingen haben die strickenden Frauen selbst den Kindern Lieder vorgesungen.

Die fertigen Mützen und Stirnbänder. (Bild: Andrea Stalder)

Die fertigen Mützen und Stirnbänder. (Bild: Andrea Stalder)

Die natürliche Begegnung von jüngeren und älteren Menschen sei ein weiteres Ziel der Aktion. Künzli sagt: «Die Übergabe wird unterschiedlich zelebriert, das überlassen wir den einzelnen Institutionen.» Im April 2019 läuft die Kampagne aus. Künzli ist bereits jetzt begeistert, wie die Aktion in der ganzen Schweiz Wellen geschlagen hat. Und wenn bald überall Kinder mit reflektierenden Mützen und Stirnbändern auf der Strasse zu sehen sind, wird der Stolz wohl noch grösser sein.