Die Thurgauer Seepolizei hat bei Hitze mehr zu tun: «Viele unterschätzen die Strömung»

Während der Hitze-Tage kam es vermehrt zu Unfällen auf und in dem Bodensee. Marcel Kuhn, Dienstchef der Seepolizei Thurgau, erzählt, was ihn und seine Arbeitskollegen momentan auf Trab hält.

Svenja Rimle
Drucken
Die Seepolizei beim Yachthafen Kreuzlingen. (Bild: Andrea Stalder/ 15.2.2019)

Die Seepolizei beim Yachthafen Kreuzlingen. (Bild: Andrea Stalder/ 15.2.2019)

Hatten Sie dieses Jahr schon viele Unfälle?

Marcel Kuhn: In letzter Zeit hatten wir ein paar Unfälle nacheinander. Der Sommer hat erst begonnen, deshalb können wir noch keine aussagekräftigen Vergleiche zum letzten Jahr machen. Bisher ist die Zahl an Unfällen aber ähnlich wie 2018.

Wie sieht momentan Ihr Tagesablauf aus?

Unsere Polizeischiffe sind zu unterschiedlichen Zeiten auf Patrouille. Während Zeiten, in denen kein Schiff im Einsatz ist, stehen im Thurgau an 365 Tagen während 24 Stunden jeweils mehrere Seepolizisten im Pikettdienst, um die Seerettung auf unseren Gewässern sicherzustellen.

Marcel Kuhn ist Dienstchef  der Thurgauer Seepolizei am  Bodensee. (Bild: Andrea Stalder)

Marcel Kuhn ist Dienstchef
der Thurgauer Seepolizei am
Bodensee. (Bild: Andrea Stalder)

Was beschäftigt Sie momentan am meisten?

Zurzeit beschäftigen uns hauptsächlich Unfallmeldungen auf der Hochrheinstrecke sowie Treibholz im Obersee.

Von was für Unfällen sprechen wir?

Hauptsächlich handelt es sich dabei um Kollisionen mit Seezeichen, die den Schiffen Orientierung bieten. Ernsthaft Verletzte gab es dadurch aber in diesem Jahr glücklicherweise noch keine.

Können Sie sich erklären, warum dort so viele Unfälle passieren?

Viele unterschätzen auf diesem Abschnitt die Geschwindigkeit und die Kraft der Strömung.

Warum hat es Treibholz auf dem Obersee?

Wenn es in den Bergen regnet, werden Äste von Bäumen in die Flüsse gespült. So kommt das Holz bis zu uns. Oft übersehen Schifffahrer dieses Holz, wodurch es dann auch schnell mal ein Loch im Schiff geben kann.

Wie reagieren Sie in solchen Fällen?

Wir beseitigen nur das Treibholz bei Häfen oder Schiffländen. Das sind die Orte, wo grosse Schäden verursacht werden können. Wenn wir alles Treibholz aus dem Wasser entfernen müssten, wären wir den ganzen Tag beschäftigt. So viel Zeit haben wir nicht.

Es gibt viele Wasseraktivitäten wie Paddeln, Segeln und Rudern. Kommen sich die Sportler nicht in die Quere?

Grundsätzlich ist auf unserem See genügend Platz für alle vorhanden. Dies verlangt jedoch von allen Sportlern, sich an die geltenden Regeln und Vorschriften zu halten und Rücksicht
aufeinander zu nehmen. Wir stellen fest, dass sich viele «Freizeitkapitäne» von Badegeräten nicht ausreichend über die gesetzlichen Vorschriften informieren.

Gibt es etwas, was Sie der Bevölkerung ans Herz legen wollen bezüglich des Badens am See?

Ich würde sämtliche Nutzer des Sees bitten, sich rücksichtsvoll auf dem See zu bewegen und sich ausreichend über die Eigenheiten des jeweiligen Gewässers wie gesetzliche Vorschriften, Strömungen, Windverhältnisse oder Schifffahrt zu informieren. Sollten sie trotzdem in eine Notlage geraten, bitten wir um schnellstmögliche Alarmierung auf der Nummer 117.

Mehr zum Thema