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Frauenfeld & Hinterthurgau
Vergangenen Dezember hat der Gemeinderat den «Tag der Nachbarn» aus dem Budget gestrichen. Nun haben Einwohner die Initiative ergriffen. Diesen Freitag finden im kleinen Rahmen Feste statt.
«Wir haben tolle Nachbarn», meint Fiona Käppeli vom Verein «Offenes Gärtnern in Frauenfeld» (OGiF). Um ihren Nachbarn Danke zu sagen, laden die urbanen Gärtner diesen Freitag in den Gemeinschaftsgarten am Kanalweg.
«Um 17 Uhr geht’s los. Es gibt Wurst, Brot und Bier.»
Das sagt Käppeli. Und fürs Salat- und Dessert-Buffet bringe jede und jeder etwas mit. Sie rechnet mit 50 Festbesuchern. Die urbanen Gärtner haben für ihr Nachbarschaftsfest bewusst diesen Freitag, 24. Mai, gewählt, den «Tag der Nachbarn».
Der «Tag der Nachbarn» war vergangenen Dezember in der Budgetsitzung des Gemeinderats bereits Thema – und kam schlecht weg. Votanten mokierten sich darüber, dass die Stadt Quartierfeste organisiere. Dafür gebe es die Quartiervereine. Und sowieso: Ein grosses Stadtfest werde es ja auch noch geben. Letztlich kam der Antrag auf Streichung der budgetierten 10'000 Franken durch.
Für Sabina Ruff war bedauerlicherweise klar: «Der ‹Tag der Nachbarn› 2019 ist gestorben.» Ruff ist beim Amt für Stadtentwicklung und Standortförderung Bereichsleiterin soziokulturelle und sozialraumorientierte Stadtentwicklung. Doch dann bekam sie Wind davon, dass es in der Bevölkerung doch Fans dieses institutionalisierten Nachbarschaftstages gibt. Ruff weiss von geplanten Quartierfesten in Huben und Gerlikon. Und möglicherweise gebe es auch noch spontan weitere Feste, wenn das Wetter passe. Also gewissermassen eine Light-Version vom «Tag der Nachbarn».
Jeweils am letzten Freitag im Mai findet der «European Neighbours’ Day» statt. Initiiert wurde er von der in Brüssel ansässigen «European Society of Local Solidarity». Der erste «Tag der Nachbarn» (TdN) ging 1999 in Paris über die Bühne. Die Idee verbreitete sich schnell. 2004 stiess Genf dazu, 2007 feierten die Nachbarn erstmals in Zürich. Den ersten TdN in der Ostschweiz gab es 2016 in St. Gallen. Schweizweit sind es heute 25 Städte. (red)
Diese privaten Initiativen haben Ruff bewogen, den «Tag der Nachbarn» 2020 wieder ins Budget zu nehmen. Um dem Gemeinderat Genüge zu tun, hat sie die Kosten für kommendes Jahr gesenkt. Es geht in erster Linie um Leistungen des Werkhofs, der Festbankgarnituren und Abfallkübel zur Verfügung stellt. Für Flyer und dergleichen wäre die Stadtdruckerei eingeplant.
«Die Stadt organisiert keine Quartierfeste, das machen die Einwohner.»
Das sagt Ruff. Verschiedene Ämter, koordiniert durch das Amt für Stadtentwicklung und Standortförderung, würden Hilfestellungen leisten. Ruff sagt: «Beim ‹Tag der Nachbarn› geht es um Begegnungen und darum, gemeinsam etwas zu machen.» Wiederum bestehe bei der organisierten Nachbarschaftshilfe eine grosse Hemmschwelle, Hilfe anzunehmen. Der «Tag der Nachbarn» im Rahmen von Quartierfesten helfe, diese Hemmschwelle abzubauen.
Dem Willen des Gemeinderats entsprechend war Ruff für den «Tag der Nachbar» von diesem Freitag nicht aktiv. «Aber wir konnten auf Anfrage von Einwohnern vermitteln.» So konnte die Fachstelle für Alters- und Generationenfragen bei der Stadtdruckerei 200 Einladungskarten drucken lassen. Das Layout für das Werbematerial stellte die Stadt St. Gallen zur Verfügung. Es musste nur «St. Gallen» gestrichen werden. Die Einladungskarten liegen bei der Fachstelle für Alters- und Generationenfragen im Rathaus-Foyer auf. «Es hät solangs hät», meint Ruff. Die Karten versieht man mit einer persönlichen Einladung und wirft sie in die Nachbarsbriefkästen.