Hauptsache, sie kleben nicht zusammen. Die Wahlbroschüren, nicht die Politiker. Am Samstag war die überparteiliche Prospekte-Verpackungsaktion für die Frauenfelder Gemeinderatswahlen vom 31. März
Noch hat man sich lieb. Noch geht es nicht um Mandate geschweige denn Restmandate. Böse Zungen behaupten sogar, einzig an diesem Samstagvormittag im Stadtbusdepot würden Frauenfelds Politiker konstruktiv und lösungsorientiert zusammenarbeiten. Wenn es auf das Ende zugeht, einmal alle vier Jahre. Aber eigentlich geht es vor allem darum, welche Partei einpacken kann, äh, welches Prospekt sich am besten einpacken lässt. Auf jeden Fall sollten diese Broschüren zwischen Hochglanz- und Recycling-Papier nicht zusammenkleben, sonst werde es mühsam. Das ist Gemeinderat-Vizepräsidentin Severine Hänni (SVP) Meinung zur Thematik.
Fakt ist: Die gemeinsame, überparteiliche Verpackungsaktion der Gemeinderats-Wahlprospekte hat in Frauenfeld Tradition. Jeweils etwa anderthalb Monate vor den Wahlen, die heuer am 31. März über die Bühne gehen, trifft sich eine Hundertschaft jeglicher politischer Couleurs an einem Samstagvormittag, um sich im Kreis zu drehen. Also eigentlich: um im Kreis zu gehen und die Prospekte einzupacken.
10400 adressierte Couverts – für jeden Frauenfelder Haushalt jeweils eines – sind vorbereitet. Worst-Case-Szenario: wenn man zu wenige Broschüren hat drucken lassen. Soll auch schon vorgekommen sein. Die Grünliberalen dagegen sind auf Nummer sicher gegangen. «Wir haben 300 Prospekte mehr als nötig, die verteilen wir an Standaktionen», erklärt GLP-Präsident Andreas Schelling. Er ist dieses Jahr für die Organisation der Verpackungsaktion verantwortlich. Dieses Ämtli wechselt von Legislatur zu Legislatur in der Interpartei. Mit dem Verpacken laufe es diesmal erfreulich gut.
«Wir haben die Abläufe optimiert, die Leute müssen auch weniger weit laufen.»
Das erklärt Schelling. Er war um 7 Uhr vor Ort, um die Halle einzurichten. Um 8 Uhr ging es los. Von neun Parteien und politischen Gruppierungen steht Werbematerial bereit. Gegen eine Teilnahme an der Verpackungsaktion entschieden hat sich die Frauenfelder Jungpartei.
Kurz vor 11 Uhr an diesem Samstag scheint draussen die milde Spätwintersonne. Drinnen ist unter Neonlicht die zweite Schicht zugange. Pro Schicht und Partei helfen fünf Personen mit.
«Die einen wollen möglichst schnell vorwärtskommen, die anderen halten auch mal einen Schwatz.»
Das meint Schelling. Und: «Pro Fassstrasse dürfen maximal zwei Personen von der gleichen Partei arbeiten.» Denn Ziel sei eine Durchmischung. Dass sich die Kandidatinnen und Kandidaten untereinander kennen lernten. An einer der fünf Fassstrassen arbeiten fast nur Frauen: CVP-Gemeinderätin Susanna Dreyer neben FDP-Ratskollegin Andrea Ferraro, CVP-Walkampfleiterin Kathrin Bünter, der zukünftigen höchsten Frauenfelderin Severine Hänni und FDP-Kandidatin Nazmije Ismaili.
«Bei uns läuft’s besser als an anderen Tischen. Männer können eben nicht reden und arbeiten gleichzeitig.»
Dreyer sagt das und gibt das nächste Broschüren-Bündeli dem Einpacker ab, der dieses ins Couvert schiebt. Am nächsten Tisch ein altbekanntes Gesicht: alt Gemeinderat René Gubler, der nun wieder auf der SVP-Liste ist. Eine Fassstrasse weiter arbeiten CVP-Fraktionspräsident Julia Bünter und SP-Präsident Stephan Grob Hand in Hand. Bünter klebt Couvert Nummer 37 zu, legt es ins Postkistli, Grob stellt das Kistli, das voll ist, in den Postwagen. Pro Wagen hätten 24 Kistli Platz, also 888 Couverts, erklärt EVP-Präsident Stefan Eggimann. Er lädt die vollen Wagen in einen Transporter. Die Postwagen kommen sodann zur Zwischenlagerung in die Stiftung Wetterbaum. Verschickt werden die Couverts in einer Woche.
Nebst amtierenden Gemeinderäten wie Roman Fischer (Grüne), Christa Zahnd (SVP) oder Renate Luginbühl (EVP) drehen in der zweiten Schicht auch alt Gemeinderäte wie Roland Wetli oder Heidi Hartmann bis um 11.45 Uhr ihre Runden. Aufräumen, fertig, tschau zäme. Dass die SVP mal wieder aus dem Rahmen fällt, was das Format ihres Prospekts betrifft, hat schon fast Tradition. Vom Griff her am besten zum Einpacken eigneten sich aber die Broschüren der Grünen und der Grünliberalen. Das sagt CH-Kandidat Urs Mächler.