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Frauenfeld & Hinterthurgau
Die 50-jährige Brandschutzexpertin Daniela Blumer hat zwar einen guten Draht zu Männern, muss sich manchmal aber dennoch auf die Hinterbeine stellen.
War der Beruf Feuerschutzbeamtin schon immer Ihr Traum?
Daniela Blumer: Nein, überhaupt nicht. Ich bin gelernte Hochbauzeichnerin, daher habe ich schon immer viel mit dem Bau zu tun gehabt. Als ich damals als Sachbearbeiterin der Bauverwaltung Steckborn arbeitete, unterstützte ich den damaligen Feuerschutzbeamten. Daraufhin habe ich meine Ausbildung zur Brandschutzfachfrau beim Verein kantonaler Feuerversicherungen (VKF) absolviert.
Wie ist es für Sie, in einer Männerdomäne zu arbeiten?
Bis zu diesem Interview habe ich mir das noch gar nie überlegt. Ich habe mir über diesen Aspekt bis anhin keine Gedanken gemacht.
Fühlen Sie sich denn wohl, mit vielen Männern zusammenzuarbeiten?
Ja, auf jeden Fall. Ich habe früher fast nur mit Männern zusammengearbeitet. Ich hatte schon immer einen guten Draht zu Männern.
Feuerschutzbeamte und Feuerschutzbeamtinnen sind für die Erteilung von Feuerschutzbewilligungen für Gemeinden, die Planung von Projekten und die Baukontrolle und Schlussabnahme des baulichen Brandschutzes zuständig. Brandschutzfirmen arbeiten mit Architekten und Bauherren zusammen. Im Bereich Gebäudebrandschutz helfen sie zu planen, auszuführen, und die Brandschutz-Vorkehrungen zu kontrollieren. Zudem bewilligen sie Feuerungsanlagen zusammen mit den Kaminfegern.
Haben Sie jemals abwertende Reaktionen des anderen Geschlechts erhalten?
Vielleicht in einem von 100 Gesprächen gab es negative Reaktionen. Diese zielen sich aber nicht darauf ab, dass ich eine Frau bin, sondern vielmehr auf meinen Beruf als Feuerschutzbeamtin.
Was meinen Sie damit?
Aussenstehende können sich meist nicht vorstellen, was eine Feuerschutzbeamtin macht. Ohne Vorwissen denken die meisten, wir arbeiten nur im Büro. Nebst den administrativen Arbeiten müssen wir aber auch auf die Baustelle. Dort ist oft Durchsetzungsvermögen gefragt und daher auch eine starke und schlagfertige Persönlichkeit.
Müssen Sie sich als Frau öfter durchsetzen als die Männer?
Auf dem Bau herrscht eine gröbere Sprache und meistens arbeiten dort leider keine weiteren Frauen oder nur sehr wenige. Manchmal muss man sich dann auf die Hinterbeine stellen und seine Meinung durchsetzen. Dies ist aber nicht unbedingt vom Geschlecht anhängig.
Hoffen Sie auf mehr Frauenpower in diesem Beruf?
Ja, das wäre schön. Frauen können diesen Beruf genauso ausüben wie Männer.
Sie haben sich selbstständig gemacht.
Ja genau, ich habe mich im Januar 2015 selbstständig gemacht. Mit meinem Geschäftspartner betreiben wir ein eigenes Unternehmen in Frauenfeld. Mittlerweile bin ich Prüfungsexpertin beim VKF für Neueinsteiger.
Wie erholen Sie sich von Ihrer Arbeit?
Ich gehe regelmässig walken und manchmal auch ins Fitness. Am Wochenende verbringe ich Zeit in meinem Naturgarten und mit meiner Familie.