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Ostschweiz
Frauenfeld & Hinterthurgau
In seinen 14 Stadtratsjahren kam sich Urs Müller immer wieder wie ein Fussballtrainer vor. In seiner Zeit als Departementschef Bau und Verkehr verwandelte sich das Beamtenkaff in eine moderne Stadt.
Die Gummistiefel hat er bereits nach Hause genommen. Zwei, drei Laufmeter Bundesordner sind noch übrig. Das Büro wolle er bis Montagabend geräumt haben, sagt Urs Müller. «Spätestens am Dienstagabend will ich den Schlüssel abgeben.» Es ist einiges zusammengekommen in seinen 14 Jahren als Stadtrat. 2005 obsiegte er in der Ersatzwahl für Carlo Parolaris Nachfolge gegen den damaligen SVP-Gemeinderat Bruno Diethelm. Müller, 32-jährig, war gerade mal zwei Jahre im Gemeinderat. Eine Überraschung.
In den vergangenen 14 Jahren ist aus dem verschlafenen Beamtenkaff eine selbstbewusste, moderne Stadt geworden. Ja, das könne man schon sagen, meint der abtretende Vorsteher des Departements für Bau und Verkehr. «Frauenfeld ist urban geworden.»
Von den vier nebenamtlich geführten Departementen sei die zeitliche Beanspruchung im Bau und Verkehr wohl am grössten, mutmasst Müller. Und die Inanspruchnahme durch Menschen.
«Manchmal kam ich mir vor wie ein Fussballtrainer. Alle anderen wussten die Aufstellung besser als ich.»
Aber das sei bis zu einem gewissen Grad auch nachvollziehbar. «Es geht um Infrastruktur, die für alle sicht- und spürbar ist.» Man ist ständig im Fokus der Öffentlichkeit. Trotzdem: Die Arbeit in seinem Departement habe ihm bis zum Schluss Spass gemacht, sei ihm keineswegs verleidet. Auch von seinem beruflichen Hintergrund her – der Kulturingenieur ETH arbeitete nebst dem Stadtratsamt beim kantonalen Amt für Geoinformation – sei ihm Bau und Verkehr von Beginn an am nächsten gewesen.
Mit seinen Mitarbeitern zusammen wirkte er gerne für die Stadt. Nicht nur mit seinen Amtsleitern, sondern auch mit dem Büezer im Werkhof. Das sagt der «Frauenfelder durch und durch». Müller führte zuletzt rund 50 Personen. Werkhofchef Markus Graf begann bei der Stadt zeitgleich mit Müller, Stadtbaumeister Christof Helbling und Stadtingenieur Thomas Müller stellte der abtretende Stadtrat ein.
Und wenn es dann wirklich mal zu viel wurde, ging der heute 46-Jährige joggen. Ein wichtiger Ausgleich für ihn. «Das Ziel ist, ein- bis zweimal pro Woche laufen zu gehen.» Das klappte nicht immer – wenig überraschend ob der Menge an Abend- und Wochenendterminen.
«Wichtig war auch, dass ich gut abschalten und mich abgrenzen konnte.»
Im Kreise seiner Familie, seiner Ehefrau und den beiden Buben, konnte er abschalten. Bisweilen habe es auch Momente gegeben, da er sich in seinem Amt einsam gefühlt habe. «Obwohl man ja ständig unter Leuten war.»
Unter Urs Müller ist einiges passiert. Selber erwähnt er etwa den Richtplan Siedlung und Verkehr aus dem Jahr 2011 – als es darum ging, die Zukunft über die Stadtgrenzen hinaus und mit den Nachbargemeinden zu denken. Dann gab es aber noch vieles mehr: vom Energierichtplan und dem Energiestadt-Goldlabel über Verbesserungen für den Langsamverkehr (unter anderem der Regionale Radweg) bis zum Ideenwettbewerb für die Stadtkaserne. Und da waren die Quartierentwicklung mit dem Quartiertreff Talbach und neuen Spielplätzen, das Mobilitätskonzept 2030, die Naturschutz-Bestrebungen auf der Grossen Allmend und die Neuorganisation der Entsorgung mit Unterflurcontainern.
«Der Zeitpunkt für eine persönliche Veränderung ist für mich gekommen.»
Das meint Müller. Er könne das Departement in einem hervorragenden Zustand übergeben. Mitte Juni wird Müller in Wil zu arbeiten beginnen. Er macht den Schritt von der Politik in die Verwaltung und wird dort Departementsleiter Bau, Umwelt und Verkehr.