Biberfreunde sind zwischen Dezember und April auf der Suche nach Biberspuren fast tausend Kilometer abgelaufen. Am Donnerstagabend wurden im Kreuzlinger Seemuseum erste Auswertungen von Projektleiter Mathis Müller vorgestellt.
«Die Kartierung war schon ziemlich aufwendig. Vor allem, wenn man wirklich jede Ecke des aufgetragenen Gebietes absuchte», erzählte Revierförster, Kantonsrat und Biber-Watcher Paul Koch. Insgesamt wurden im Thurgau rund 140 Biberreviere von den freiwilligen Helfern von WWF und Pro Natura entdeckt. Der 24-jährige Tim Schoch fand während seines dreitägigen Einsatzes an vier verschiedenen Stellen Biberspuren. Ein spannendes Erlebnis für den St. Galler Biologiestudenten. Rolf Traber ist ein geübter Biber-Watcher. Sein Engagement geht aber noch weiter: «Unter anderem stellte ich den Biber Vereinen im Dorf vor», erzählt der 72-Jährige aus Romanshorn. Er wolle die Bevölkerung für den nicht immer beliebten Nager sensibilisieren und Aufklärungsarbeit leisten.
WWF Thurgau Präsidentin Gabriele Aebli ist glücklich über die rege Beteiligung der freiwilligen Helfer. Zum ersten Mal arbeitete der WWF Thurgau mit Pro Natura Thurgau zusammen – mit Erfolg. «Es macht Sinn, dass wir gemeinsame Ressourcen nutzen. Es wäre unproduktiv, wenn beide Organisationen ein Biberprojekt lancieren», findet sie.
Gabriele Aebli möchte sogar noch einen Schritt weitergehen: Die Fälle von Konflikten zwischen Landwirten, Waldbesitzern und Bibern nehmen im Kanton zu. «Die kantonale Jagd- und Fischereiverwaltung kann auf die Dauer nicht genügend Fachleute stellen», so Michael Vogel, Biberverantwortlicher beim Kanton. Geplant ist nun die Ausbildung von ehrenamtlichen «Biber-Managern». Vermittler, die sich den Problemen der Betroffenen annehmen und Lösungen erarbeiten. Ein anspruchsvoller Job, der nebst einem fundierten Fachwissen über den Biber auch Know-how über die rechtlichen Aspekte im Thurgau verlangt. «Da braucht man wie der Biber ein dickes Fell», sagte Vogel. Nach seinen Ausführungen äusserten einige Freiwillige ihre Bedenken. Für diese Aufgabe sei nicht jeder geschaffen, hiess es. Gross sei die Verantwortung, komplex der jeweilige Sachverhalt. «Das Projekt ist noch nicht ausgereift. Zuerst muss ein Ausbildungskonzept geschaffen werden», beschwichtigt Gabriele Aebli. Doch sei es ein Schritt in die richtige, gemeinsame Richtung.
Die nächste Biber-Kartierung findet in fünf Jahren statt. Gemäss Projektleiter der Kartierung, Mathis Müller, hat die Biberpopulation im Thurgau ihren natürlichen Bestand bald erreicht. «Seit 2013 nahm dieser im Thurgau nur noch um vier Prozent zu und es wurden zirka zehn Prozent mehr Reviere verzeichnet als vor fünf Jahren. Was verhältnismässig wenig ist», erklärt der Biologe. Nur im Oberthurgau ortet der Biberspezialist noch Potenzial für den Biber. Eines ist Müller aber ein Rätsel: «Entlang der Thur gingen die Reviere massiv zurück, trotz sehr guter Nahrungsgrundlage.» Er vermutet verschiedene Faktoren wie Umwelteinflüsse oder Krankheiten hinter dem Rückgang. Der Optimismus aber bleibt: «Die Tiere kommen über den Rhein in den Bodensee und wandern dann weiter zu den vielen Fliessgewässern im Oberthurgau», erklärt Müller. Ein gutes Zeichen.