Der Bestimmungstag der kantonalen Museen entpuppte sich als Fundgrube
für die Besitzer und Experten, war doch die Qualität der gezeigten Objekte sehr hoch.
Archäologische Funde, rare Kunst, seltene Bücher, uralte Fossilien oder doch nur Schrott? Bereits zum 21. Mal führten am Samstag das Museum für Archäologie, das Naturmuseum, das Historische Museum, die Kantonsbibliothek und das Staatsarchiv Thurgau den beliebten Bestimmungstag durch.
Die «Kunden» liessen die Altertümer-Experten auch dieses Jahr nicht im Stich. Wäre der Zugang zum Bestimmungszimmer im Naturmuseum nicht einfach durch einen offenen Durchgang zu betreten, sondern nur durch eine klassische Ladentüre gesichert gewesen, so hätte das Glöcklein wohl andauernd gebimmelt. Diese Einschätzung teilte auch der Direktor des Naturmuseums, Hannes Geisser, als er am frühen Nachmittag eine erste Bilanz zog: «Von 10 bis 13 Uhr waren exakt 50 Personen hier, von denen wir garantiert über 100 verschiedene Objekte bestimmten.»
Was dabei auffiel, war die Qualität der gezeigten Stücke. Peter Bretscher vom Schaudepot St. Katharinental teilte diese Einschätzung: «Allein die Qualität der mir gezeigten Objekte war in diesem Jahr so hoch wie schon lange nicht mehr.»
Es schien fast so, als hätten manche Besitzer – von denen übrigens viele jedes Jahr kommen – mittlerweile selbst ein Gespür für die Dinge entwickelt, die auch für die Expertinnen und Experten von Interesse sein könnten. Wie etwa das von 1722 stammende Handbuch des Bürgermeisters von Mauren. In diesem hatten die Oberhäupter der Gemeinde über die Jahrzehnte hinweg Eintragungen über das Geschehen im Dorf gemacht. Wann wurde wem Holz geliefert? Zwischen welchen Parteien wurde ein Streit geschlichtet? Wer starb, wer wurde geboren? All dies findet sich schwer lesbar in einer schwungvollen Schrift zwischen den arg mitgenommenen Buchdeckeln.
«Ich habe das Buch jahrelang bei mir in der Garage gelagert. Als begeisterter Philatelist bin ich irgendwann einmal in den Besitz gelangt. Und jetzt wollte ich mal wirklich wissen, was drinsteht, denn ich kann die Schrift nicht wirklich lesen», erklärte Enoch Habisreutinger aus Weinfelden. Zudem vermachte er das Buch gerne dem Kanton: «Ich glaube, dass es hier besser aufgehoben ist als bei mir.»
Die Höhepunkte waren so zahlreich wie komplett unterschiedlich. Eine Pfeilspitze aus Bergkristall aus der Jungsteinzeit vom Untersee, eine 24-teilige Kollektion von Guetzli-Formen aus dem 17. Jahrhundert, drei Messerklingen aus dem späten Mittelalter und ein Modell einer der frühesten Schreibmaschinentypen der Marke Mignon – welche übrigens dem Historischen Museum geschenkt wurde – waren ebenso unter den Preziosen wie auch zwei Urkunden aus Pergament, welche der Schultheiss von Frauenfeld 1536 ausgestellt hatte.