Buntes Frühlingserwachen in Frauenfeld: Thurgauer Gärtner gestalten den botanischen Garten vielfältiger

In den nächsten Wochen pflanzen die Thurgauer Gärtner im botanischen Garten mehrere Tausend einheimische Wildstauden. Die Parkanlage soll künftig zeigen, was biologische Artenvielfalt im Siedlungsgebiet bedeutet und bewirkt.

Stefan Hilzinger
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Zwei Gartenbauer arbeiten im botanischen Garten an einem der Pflanzbereiche für das Biodiversitätsprojekt. (Bild: Stefan Hilzinger)

Zwei Gartenbauer arbeiten im botanischen Garten an einem der Pflanzbereiche für das Biodiversitätsprojekt. (Bild: Stefan Hilzinger)

Manchmal sind es alltägliche Erfahrungen, die einen zum Nachdenken bewegen. «Als Schüler habe ich samstags immer die Frontseite unsere Autos waschen müssen, die voller toter Insekten war», sagt Viktor Gschwend, Präsident der Thurgauer Sektion des Gärtnerverbandes «Jardin Suisse». «Wenn wir heute über Land fahren, bleibt die Windschutzscheibe sauber. Das stimmt mich nachdenklich», sagt Geschwend, als er am Donnerstagvormittag über das Projekt der Thurgauer Gärtner im botanischen Garten Frauenfeld informierte.

Nieswurz, Glockenblumen oder Storchschnabel

Dort, hinter dem Thurgauer Obergericht, beginnen die Gärtner in gut zwei Wochen damit, zwischen 5000 und 6000 Exemplare von zwischen 250 und 300 Arten zu setzen oder säen. Ziel ist es, die Artenvielfalt im Park zu erhöhen. In erster Linie sind dies einheimische Stauden wie Nieswurz, Glockenblumen oder Storchschnabel. Pflanzen, die blühen und damit als Futterquelle für allerhand Insekten dienen, deren Population in den vergangenen Jahren merklich abgenommen hat, wie die sauberen Windschutzscheiben zeigen.

Mit ihrer Aktion wollen die Thurgauer Gärtner, und unter ihnen im besondern die Gartenbauer, zeigen, dass Gärten im Siedlungsgebiet nicht nur schön und möglichst pflegeleicht sein müssen. «Wir wollen dieser eindimensionalen Betrachtung ein buchstäblich buntes Puzzle entgegenstellen», sagt der Erler Bio-Gartenbauer Markus Neubauer. Artenvielfältigere Hausgärten würden wertvollen Lebensraum für Kleinlebewesen bieten. Markus Allemann, Gartenbauer aus Schönholzerswilen hofft sogar:

«Wer weiss, vielleicht wird in einem der Asthaufen irgendwann sogar wieder das Mauswiesel heimisch»

Zu Vorbereitung von Saat und Pflanzung haben Gartenbauer diese Woche Bereiche des Parks für den botanischen Zuwachs vorbereit. Es entstehen unterschiedliche Habitate, die sich für unterschiedliche Pflanzenarten eigenen: Etwa magere, steinige Ecken oder feuchte, nährstoffhaltigere Bereiche.

Ausserdem gibt es in dem von der Frauenfelder Landschaftarchitektin Mariann Künzi entworfenen Konzept vier grosse Beete, die mit Heil-, Gewürz- und Färbepflanzen bestellt werden, etwa Frauenmantel, Thymian oder Färberdistel. «Die Bäume rühren wir nicht an. Der Park bleibt ein Park und wird kein Biotop», sagt Gärtnerpräsident Gschwend. Das bedeutet auch Pflege, bis einigen Jahren klar ist, ob sich Flora und Fauna vielfältiger zeigen.

Hinweis
Weitere Informationen über die Biodiversitätsoffensive der Thurgauer Gärtner, etwa über die Pflanzkiste «Wilde Blütenpracht», siehe www.läbesruum-tg.ch