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Frauenfeld & Hinterthurgau
80 Persönlichkeiten kamen für den Jubiläumstag am Freitagnachmittag in die Kartause Ittingen. Die Veranstaltung stand unter dem Motto «Alte Zöpfe, junge Bärte».
Es gibt die einen Jubiläen und die anderen, die langweiligen mit Chronistenpflicht und die herausfordernden, kreativ gestalteten. Der Jubiläumstag der Regio Frauenfeld am Freitagnachmittag in der Kartause Ittingen gehörte definitiv zu zweiteren. Da wurden die vergangenen 25 Jahre, aus denen pandemiebedingt mittlerweile deren 26 geworden sind, im Vorbeigehen gestreift, der Blick war aber nach vorne gerichtet. Huldigungen von Erreichtem waren an einem kleinen Ort. Ausruhen ist nicht. Oder wie es Regio-Frauenfeld-Präsident Anders Stokholm formuliert:
«Die Regio Frauenfeld darf nicht schlafen.»
Sehr vieles passte an diesem Freitagnachmittag: in erster Linie sicher die Beteiligten auf der Bühne, aber auch die Akteurinnen und Akteure im Publikum. Rund 80 Gäste konnte Regio-Geschäftsführerin Judith Janker begrüssen, aus den Gemeindebehörden, aus den Verwaltungen, von wichtigen Organisationen. Auch alte Grandinnen und Granden wie Anna-Rita Dutly, Bruno Lüscher oder Carlo Parolari folgten der Einladung.
Die Regio Frauenfeld umfasst nebst der Stadt Frauenfeld 14 weitere politische Gemeinden im Dreieck zwischen Stettfurt, Neunforn und Homburg. Das Gebiet umfasst knapp 200 Quadratkilometer, über 55000 Einwohnerinnen und Einwohner leben in diesem Rayon. Am 27. November 1995 wurde die Regionalplanungsgruppe Frauenfeld, die als Verein organisiert ist, ins Leben gerufen. Es gibt eine Geschäftsstelle. Die Gemeinden stellen Delegierte. Primäres Vereinsziel sind die Koordination der raumplanerischen Entwicklung, die Stärkung der Zusammenarbeit der Mitglieder und die Wahrnehmung regionaler Interessen gegenüber Dritten. Themenbereiche für die Regio sind Wirtschaft/Arbeit, Gesellschaft, Kultur, Freizeit, Verkehr/Mobilität sowie Leben/Wohnen. (ma)
Vor allem aber stimmten mit den Personen auch die Inhalte beim Anlass mit dem sinnigen Titel «Alte Zöpfe, junge Bärte». Statt leerer Worthülsen kamen handfeste Ideen zu Tage. Gleich tat es auch die Heimweh-Thurgauer Slampoetin Martina Hügi, die für den kulturellen Rahmen sorgte und am Schluss mit einem lieb-träfen Instant-Protokoll das Gesagte resümierte. Regio-Präsident Stokholm hielt fest:
«Wir wollen Identität erhalten und entwickeln.»
Es gebe Erfolge, aber auch Misserfolge zu feiern. Und er scheute sich auch nicht vor Seitenhieben gegen den Kanton oder andere Regionen. Denn die Regio Frauenfeld ist selbstbewusst. Im Pingpong mit ihrer Nachfolgerin Judith Janker sprach die ehemalige Regio-Geschäftsführerin Brigitte Fürer von der beständigen Region, in der man verlässlich sei. Nur die Ladenöffnungszeiten fand sie anfangs befremdlich. Für Janker ist die landwirtschaftlich geprägte Region ein Alleinstellungsmerkmal und Lebensqualität eine zentrale Frage. Fürer riet:
«Sucht undogmatische Zusammenarbeiten, die Gemeindeautonomie ist aber nicht weniger wichtig.»
Regierungsrätin Cornelia Komposch, alt Frau Gemeindeammann von Herdern, befand ein Vierteljahrhundert Regionalpolitik an sich schon jubiläumswürdig. Und in Sachen Raumplanung seien die Anstrengungen der Regio heute wichtiger denn je. Sie belebte ein altes Regio-Motto neu: «Stadt und Land mitenand.»
Während der Frauenfelder Simon Vogel die in einem Ideenlabor entwickelten Züge eines Hofladens in der Stadt mit Pop-up-Laden, Abholstation, Café und Kochseminar präsentierte, zog die ehemalige Frauenfelder Gemeinderatspräsidentin Lisa Landert, die heute beim Bundesamt für Landwirtschaft in Bern arbeitet, Parallelen zu ihrer Arbeit in einem ähnlich gelagerten Regionalentwicklungsprojekt im schaffhausischen Klettgau. Sie bezeichnete Regionalprodukte als Botschafter, rief dazu auf, Menschen Gesichter zu geben, und mit echter Partizipation voranzukommen. Moderator und Regionalentwickler Mathias Müller war derselben Meinung:
«Mit co-kreativem Vorgehen kann die Region von der Schwarmintelligenz profitieren.»
Thomas Helbling, Frauenfelder und Gründer des Zürcher Start-up Caru, das Pflege ins digitale Zeitalter transferiert, forderte auf, für die Regio Megatrends zu denken und als frühe Kunden von entsprechenden Dienstleistern in die Zukunft zu investieren. Martina Hügi wurde zum Schluss mit einem Plakat, das eine Kuh und einen Tiger zeigte, ungleich plakativer. «Werden Sie Muh-Tiger», wünschte sie sich.