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Ostschweiz
Frauenfeld & Hinterthurgau
Wie mit wenig viel erreichbar wäre, um das Areal rund um die Balierestrasse attraktiver zu gestalten, zeigten zwei junge Architektinnen am Mittwochabend an einem Stadtspaziergang auf.
Joelle Thomas und Lena Stäheli, zwei junge Frauenfelder Architektinnen und berufliche Partnerinnen, haben am Mittwochabend im Rahmen des Frauenfelder Sommercamps Architektur zum gemütlichen Spaziergang entlang der Frauenfelder Murg eingeladen. Dabei zeigte das Duo auf, wie mit kleinen Eingriffen das einstige vorstädtische Industriequartier zwischen Bahnhof- und Balierestrasse entlang der Murg massiv attraktiver gestaltet werden könnte. Anschliessend folgte eine angeregte Diskussion.
Es gehe ihnen nicht darum, futuristische Pläne zu wälzen, die zwar schön anzusehen, jedoch kaum realisierbar seien, betonten die Architektinnen. Doch brauche es oft nicht viel mehr als ein Blick fürs Wesentliche, damit ein Ort attraktiver werde. Warum alte Betonmauern entlang des namenlosen Schleichwegs zwischen der Bahnhofstrasse und Balieresteg den Spazierenden die Sicht zum Fluss komplett nehmen, leuchtete ihnen nicht ein. Die hässliche Mauer könnte durch ein Geländer ersetzt und so die Sicht auf die Murg erlauben, die harte Kante brechen. Vielleicht könnte man dieses mit Plexiglasscheiben sichern und das Ganze transparenter gestalten?
Was in Zürich mit dem Schanzengraben möglich sei, nämlich ein Naherholungsgebiet in der Stadt zu schaffen, das bei Hochwasser halt gesperrt sei, wäre auch fürs Frauenfelder Zentrum wünschens- und erstrebenswert. Dabei müsste man den Mut aufbringen, nicht erst ein pfannenfertiges Projekt aufzugleisen, dass früher oder später an den Landbesitzern, der Politik oder am Volkswillen scheitere, sondern eine Strategie der kleinen Schritte verfolgen. Stäheli erklärte:
«Irgendwo muss man mal anfangen und zeigen, dass man etwas gestalten kann.»
Sie hofft dabei auch auf den Goodwill der Frauenfelder Stadtplaner. Auch ein zeitlich begrenztes Provisorium sei besser als gar nichts und «böte die Chance, vorhandenes Potenzial aufzeigen zu können», ergänzt Thomas. Schliesslich sei schon manches Provisorium zur Institution geworden, dass mit der Zeit niemand mehr missen wollte.
Dass sich auf der anderen Seite des Balierestegs viele Parkplätze befinden und das Potenzial am Fluss nicht anders genützt wird, nahmen die Architektinnen verwundert zur Kenntnis – zum Beispiel, um eine schöne und direkt zum Bahnhof führende Flaniermeile zu schaffen. Stäheli sagt:
«Wer heute hier den kürzesten Weg zum Bahnhof sucht, endet immer wieder in einer Sackgasse.»
Natürlich müsste man für ein solches Projekt die Strassenführung radikal ändern, aber «am Ende hätten bei der Schaffung eines solchen zentrumsnahen Erholungsraumes alle Frauenfelder gewonnen». Damit der Zugang zur Murg besser und die heute harte Uferkante aufgebrochen werden könnte, müsste man vermehrt Terrassen auf Halbgeschossniveau einrichten. Dabei gehe es ihnen keineswegs darum, das Quartier zwangsweise durch viel neues Gewerbe zu beleben, sondern – analog zum Murgauenpark – um die Schaffung eines Ortes, wo sie alle wohlfühlen könnten, die sich hier aufhielten.