Zurück im faulen Nest

Er kommt. Christoph Blocher hat die Einladung in den Thurgau angenommen. Aber nicht die schon lange pendente, jene der Thurgauer SVP-Spitze, um mit dem «faulen Nest» darüber zu diskutieren, was denn so faul daran ist. Nein, der höchste Nestkundler der Nation beehrt am 1.

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Er kommt. Christoph Blocher hat die Einladung in den Thurgau angenommen. Aber nicht die schon lange pendente, jene der Thurgauer SVP-Spitze, um mit dem «faulen Nest» darüber zu diskutieren, was denn so faul daran ist. Nein, der höchste Nestkundler der Nation beehrt am 1. August dieses Jahres Arbon. Dort wird er die Festrede halten.

«Alle wollten ihn, zu uns kommt er», feierte der Arboner Ortsparteipräsident vor den versammelten SVP-Mitgliedern die Neuigkeit. Wenn er sich da bloss nicht täuscht. Vielleicht war's ja genau umgekehrt: Niemand wollte einen, dessen Stern sichtbar am Sinken ist, und da kam ihm die Anfrage aus Arbon gerade recht.

In der Thurgauer Kantonalpartei wird sich die Freude über die Einladungspolitik der Arboner Parteifreunde und Blochers Zusage sowieso in Grenzen halten. Weil man jetzt nämlich definitiv zur Kenntnis nehmen muss, dass der SVP-Patriarch immer noch willens ist, Einladungen anzunehmen – allerdings nur die genehmen. Und weil es ebenso bedenklich wie peinlich ist, wenn eine Ortspartei hinter dem Rücken mit Christoph Blocher ins reine kommt, während die SVP-Kantonalpartei für alle sichtbar auf dem Abstellgleis steht.

Warum aber dieser illoyale Akt aus Arbon? Ein harmloser Erklärungsversuch könnte in die Richtung gehen, dass man sich am oberen Bodensee halt einfach gerne als «faules Nest» beleidigen lässt. Und der weniger harmlose: Die SVP Arbon fände, Blocher habe mit seinem Urteil über die SVP Thurgau gar niemanden beleidigt, sondern vor allem eines: recht. Christian Kamm