AU. In der Au gibt es wieder eine Wirtschaft. Eine Tochter des Dorfes ist für die Bewirtung im ehemaligen Postgebäude ins Tal hinter Fischingen zurückgekehrt. Das könnte nicht nur die Bevölkerung freuen, sondern auch Pilger und Schlittler.
Im kleinen Dorf Au hinter Fischingen ändert sich meistens nur dann etwas, wenn eine Einrichtung verschwindet. Im vergangenen Sommer schloss die Primarschule nach genau hundert Jahren Schulbetrieb ihre Türen für immer. Im Restaurant Au war schon vor Jahren Austrinkete und die Post verliess den kleinen Ort bereits vor einem Vierteljahrhundert. Derzeit halten nur noch die Käserei und die kleine Barockkirche einen Hauch öffentlichen Lebens aufrecht im winzigen Dorf, dessen Kern aus nur acht Häusern besteht.
Doch nun bekommt der kleine Ort im Tal vor dem steilen Aufstieg über die Allenwinden aufs Hörnli neues Leben eingehaucht. Eine Tochter des Dorfes kehrt nach Jahrzehnten zurück in ihre alte Heimat und öffnet in ihrem Elternhaus eine Gelegenheitswirtschaft. Die frohe Kunde macht die Runde.
«Ich möchte noch etwas machen, solange ich fit bin», sagt Maria Luisa Hillmann. In grossen Schritten läuft sie auf die Pension zu. Und so baute sie den ersten Stock ihres Elternhauses in der Au zur Wirtschaft um, damit sie auch künftig einer Beschäftigung nachgehen kann.
«Mary's Beizli» nennt sie das neue Lokal. In zwei Räumen stehen liebevoll angerichtete Tische mit rotweissen Tüchern darauf. Aus der Küche duftet es nach Flammkuchen, auf der Tafel an der Wand wird Voressen mit Spätzli angeboten. «Ich koche gern», sagt die Gastgeberin. Dasselbe gelte fürs Backen.
Auch «Pöschtli» wäre ein passender Name für die Besenbeiz. Denn die Gelegenheitswirtschaft befindet sich in den Räumen der einstigen Post Au. Von hier aus wurden bis in die 1980er-Jahre rund 50 Haushalte, die meisten auf den unzähligen Hügeln um Au verstreut, mit der Post beliefert. Im altehrwürdigen Haus, wo einst Briefe aufgegeben und Einzahlungen getätigt wurden, werden nun Getränke ausgeschenkt und Menus serviert.
Am vergangenen Sonntag kamen nach dem Gottesdienst eine Schar Kirchgänger in «Mary's Beizli». Die meisten von ihnen waren seit der Schliessung der Post vor 25 Jahren das erste Mal wieder im rund 200jährigen Haus neben der Kirche. Und es habe ihnen gefallen, sagt Maria Luisa Hillmann. Sie spürt die Akzeptanz in der Bevölkerung: «Ich kenne hier noch viele Leute», stellt sie klar. Dass ihre Wirtschaft einem Bedürfnis entspreche, zeige auch, dass keine Einsprache zur gewerblichen Nutzung der Liegenschaft eingegangen sei.
Die Wirtin erhofft sich auch vom Jakobsweg, der durchs Dorf führt, eine gewisse Laufkundschaft. Auch Wanderer könnten auf das Lokal aufmerksam werden. Ausserdem füllt die Beiz eine klaffende Lücke. Denn seit der Schliessung des Restaurants Kreutz in der Allenwinden vor über zwei Jahren gab es am beliebten Schlittelweg in die Au kein Restaurant mehr. Künftig werden sich nun aber die Schlittler in «Mary's Beizli» aufwärmen können.
Im Alter von 21 Jahren zog Maria Luisa – ihr lediger Name ist Tschuor – von der Au in den Kanton Zürich. Dort lebt sie noch heute. Doch mit ihrer Wirtschaft in der Au wird sie künftig die Wochenenden wieder im Hinterthurgau verbringen. Denn jeweils am Samstag und Sonntag will sie ihr Beizli in der Anfangsphase offen haben.