Zeigt her Eure Beine

ER: Wenn ich schönere Beine hätte, würde ich auch Röcke tragen. Weil dem aber nicht so ist, brauche ich diesen Beweis nicht anzutreten. Grundsätzlich können sehr viel mehr Frauen Rock tragen als ich einen hautengen Bodysuit für Eisschnellläufer.

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ER: Wenn ich schönere Beine hätte, würde ich auch Röcke tragen. Weil dem aber nicht so ist, brauche ich diesen Beweis nicht anzutreten. Grundsätzlich können sehr viel mehr Frauen Rock tragen als ich einen hautengen Bodysuit für Eisschnellläufer. Gerade in Frauenfeld dürften viel mehr Frauen Bein zeigen. Aber bitte weder zu viel noch zu wenig. Bei Minirock-Varianten, die einer gewachsten Bikinizone bedürfen, sträuben sich mir die Haare. Wahrscheinlich weist das Röckli dann noch etwa 17 den Eighties entliehene Risse im Used-Look auf. Die so gewährten Einblicke könnten Fragen beantworten. Stattdessen werfen sie neue auf. Und schliesslich muss so ein mageres Röckchen doch gerade beim Sitzen schwierig zu handhaben sein. Solche Röckli sollten sogar in Grossraum-Discotheken von All-inclusive-Feriendestinationen während der Brunstzeit verboten sein.

Das andere Extrem von Berockung endet kurz über den an sich hübschen, aber so nicht sichtbaren Ballerinas. Der Rockteil einer Hochzeitsankleide darf so lang sein. Sonst erinnern mich solche Röcke an alternde Hippiemeitli, welche Woodstock in ihrer vollen Blüte miterlebt haben und jetzt Lebensberaterin sind oder Primarlehrerin, die sich für Heilsteine interessieren.

Der Idealtypus an Rock endet meiner Meinung nach kurz über oder höchstens ganz kurz unterhalb der Knie. Halt so schön feminin. Das schaut einfach gut aus, und man schaut gerne hin.

Mathias Frei

SIE: Wenn ich kurzberockt über die Promenade flaniere, bin ich ein Blickfang. Nicht wegen meiner Beine – Pffft! schön wär's – nur wegen des Rockes. Männer wie Frauen schauen gleichermassen. Mit einem Rock, der erst noch die Knie freilässt, ist man in der Thurgauer Hauptstadt eine Sehenswürdigkeit. Denn man ist fast alleine.

Zum Sommer gehören Röcke und Kleider, wie nette Bars und Gartenwirtschaften in eine ordentliche Stadt gehören. Frauenfeld hat weder das eine noch das andere. Vermutlich besteht zwischen den nicht vorhandenen Röcken und der fehlenden Gastroszene in Frauenfeld ein kausaler Zusammenhang. Wo es nix zu gucken gibt, braucht's keine Beizli. Und wo es sowieso keiner sieht, braucht es wohl auch keine Röckli. Nichtsdesto- trotz, in Frauenfeld gibt es wenig Bein zu sehen. Und wer sich doch mutig in die Revolution stürzen will – Freiheit meinen Beinen! – wird in den Kleidergeschäften schnell auf den Hosenboden der Realität zurückgeholt; es gibt kaum Röcke. Nur Hosen. Vor allem diese unkleidsamen Dreiviertel- und 7/8-Zumutungen, welche einfach nicht aussterben scheinen zu wollen. Schade eigentlich. Denn mit einem Röckchen lebt es sich an heissen Sommertagen frischer, die Autos halten vor dem Zebrastreifen sofort, und die Beine werden auch ohne Ferien am Strand braun.

Nur Mut, liebe Damen, zeigt her Eure Beine. Perfekt ist niemand, aber ein Hingucker können alle sein.

Elisabeth Reisp