YouTube-Hit aus dem Thurgau: «…bis mer sterbet im Thurgau»

ROMANSHORN. Der Hip-Hop-Song «Thurgau mini Heimat» wurde über 40 000 Mal auf YouTube angeklickt. Ob Hit oder Mist, die Meinungen gehen auseinander. Doch eines ist sicher, das Lied polarisiert und regt zu Diskussionen an. Die Macher freut es, und sie schmieden weitere Pläne.

Erika Pàl
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Erklären dem Thurgau ihre Liebe. Reim Rammler Manché, Tobyland, Produzent Andi Jud, First Lady Chill und Reim Rammler Flowz. (Bild: pd)

Erklären dem Thurgau ihre Liebe. Reim Rammler Manché, Tobyland, Produzent Andi Jud, First Lady Chill und Reim Rammler Flowz. (Bild: pd)

In den letzten zwei Wochen kam man als regelmässiger Facebook-User oder waschechter Thurgauer, der sich im world wide web bewegt, wohl kaum an diesem Refrain vorbei: «Sitem Tag eis hämer üsi Herze im Thurgau, fiiret und brüehled und scherzed im Thurgau, d Wurzle im Thurgau, d Heimat dä Thurgau, gnüssed üses Lebe, bis mer sterbet im Thurgau.»

(Quelle: www.youtube.com)

Über diese Zeilen und das Video, welches zum Song «Thurgau mini Heimat» gehört, wird heiss diskutiert. Einig ist man sich nicht, von «Ohrenkrebs» bis «absolut genial» ist auf den Internetplattformen die Rede. «Dessen sind wir uns bewusst, aber das heisst auch, dass er eben gehört wird. Das zeigen auch die über 40 000 Klicks auf YouTube», sagt Produzent Andi Jud. Ob man nun darüber flucht oder sein Füdli dazu wippt. Die Bevölkerung hat den Song aufgenommen. Die Radios spielen ihn mit Sarkasmus, oder weil er einfach gefällt.

Sogar ins Schweizer Fernsehen hat es die Liebeserklärung an den Thurgau geschafft. In der Satiresendung Giacobbo/Müller hat man sich über den Song amüsiert. «Der Thurgau ist unheimlich und voll mit Gangster-Rappern», sagt Victor Giacobbo und fragt sich vor allem, wieso man denn so gerne im Thurgau stirbt, wie es im Lied heisst. Mike Müller wirft daraufhin die Frage auf, weshalb Dignitas ihren Sitz eigentlich in Zürich hat. Diese bissigen Witze über den Thurgau stören Andi Jud nicht, im Gegenteil: Er sieht die Satire als Highlight an. «Es zeigt doch einmal mehr, wie unser Projekt polarisiert und Giacobbo/Müller parodieren nichts, was keine Qualität hat.»

Das Ziel des Songs war, der Thurgauer Jugend mehr Selbstbewusstsein zu geben, was ihre Heimat betrifft. Es sei ja kein Geheimnis, dass dieser Dialekt nicht sehr beliebt ist. Als der Fotograf Peter Forster mit der Song-Idee auf Andi Jud zukam, war ihm von Anfang an klar, dass er mitmachen wird und als Inhaber vom Tonstudio Soniclab in Romanshorn seine Räumlichkeiten zur Verfügung stellt.

Klickt man sich auf YouTube durch die Kommentare, liest man schnell Sätze wie: «haha…so übel…sorry aber mit somne Dialekt chasch keis Lied mache» oder «Das Lied isch en Fuesstritt für de Rap.» «Solche Aussagen dürfen und müssen auch sein», sagt Andi Jud. «Wir haben bewusst keine Einschränkungen bei der Kommentierung gemacht. Jeder darf seine Meinung frei äussern.» Vulgäre und feindliche Äusserungen gegen Personen aus dem Video, werden vom Administrator gelöscht. Die positiven Kommentare überwiegen zuletzt aber doch und der eine oder andere Auswanderer wärmt sich sein Thurgauerherz an den Lyrics. «Als Thurgauer und ehemaliger Neukircher finde ich es eine Supersache. Zurzeit wohne ich in Interlaken und als ich den Clip sah, bekam ich richtig Heimweh», kommentierte ein wehmütiger Zeitungsleser. «Solche Kommentare freuen uns besonders, es zeigt einfach, dass unser Grundgedanke ankommt.»

«Thurgau mini Heimat» ist jedenfalls in aller Munde und auch Anfragen für einen Auftritt gebe es schon. Doch Andi Jud überlässt es den bunt zusammen- gewürfelten Musikern, ob sie die Angebote für Live-Auftritte nebst ihren eigenen Projekten annehmen wollen. «Wir warten jetzt noch ein bisschen ab und schauen, ob wir den Song in andere Projekte einbinden können.

Quelle Zitate: YouTube/Facebook