KALTENBACH. Am 13. Januar geht in Kaltenbach ein therapeutisches Wohnheim für essgestörte junge Frauen auf. Das Diakoniewerk Bethanien aus Zürich richtet dieses schweizweit neuartige Angebot im ehemaligen Hotel Schäferhüsli ein.
Das «Schäferhüsli» macht derzeit eine Wandlung durch: vom langjährigen Hotelbetrieb zu einem Therapieangebot namens «power2be Bethanien». Die Eröffnung ist auf den 13. Januar geplant.
Nach 30 Jahren Hotellerie hat diesen Frühling der Umbau begonnen (die TZ berichtete). Das Diakoniewerk Bethanien aus Zürich richtet im «Schäferhüsli» ein Wohnheim für junge Menschen mit Essstörungen ein. Die Standortwahl Kaltenbach begründete Bethanien diesen Frühling mit dem günstigen Zeitpunkt der «Schäferhüsli»-Betriebsaufgabe, der Erreichbarkeit von Zürich her, der Nähe zu Deutschland und der idyllischen Umgebung.
Vergangene Woche wurde in Zürich die Beratungs- und Erstanlaufstelle für das Wohnheim eröffnet. Und das «Schäferhüsli» ist auch bald so weit. Laut Erika Toman, therapeutische Leiterin des «power2be Bethanien»-Angebots, stellt das Wohnheim in Kaltenbach eine für die Schweiz neuartige Einrichtung dar.
Viele junge Frauen mit Essstörungen würden in ihrer Tagesstruktur funktionieren, etwa bei der Arbeit, Berufsausbildung oder in der Schule. Problematisch sei dagegen die strukturfreie Zeit abends, nachts und am Morgen. Klinikplätze seien nur wenige vorhanden und dabei vor allem Akutfällen vorbehalten. Die Patientinnen benötigten oft mehr als ambulante Massnahmen, aber weniger als eine Hospitalisierung.
Diese bislang unbefriedigende Situation soll sich mit der stationären Rundumbetreuung durch Fachleute in Kaltenbach zum Positiven wenden. «Das <Sleep over>-Angebot setzt da an, wo bis anhin eine Lücke in der sozialen Versorgung in der Schweiz besteht», erklärt Erika Toman.
Das Wohnheimangebot soll sich vorerst an junge Frauen ab einem Alter von 18 Jahren – in Ausnahmefällen ab 16 Jahren – richten. Eine Öffnung für essgestörte Männer sei momentan kein Thema, später aber durchaus denkbar, sagt Toman, die seit 20 Jahren als Psychologin mit essgestörten Menschen arbeitet.
Das Kaltenbacher Wohnheim wird mit der Parkanlage – Wasserspiel inklusive – insgesamt knapp 6 000 Quadratmeter umfassen. Je nach Indikation sind Aufenthalte von drei Wochen bis zwölf Monaten möglich. In der Startphase sind acht bis zwölf Betreuungsplätze vorgesehen. Später ist ein Ausbau auf bis zu vierzig Plätze denkbar. Das Hotel hatte zuletzt 24 Gästezimmer angeboten.