Volles Haus, verschärfte Kontrollen und das Norovirus

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Bilanz Schluss, aus und vorbei. Das Open Air Frauenfeld 2017 ist passé. Bereits nach dem finalen Konzert von Bu­shido & Shindy am frühen Sonntagmorgen packten einige Hip-Hop-Fans ihre Siebensachen und machten sich auf den Heimweg. Nach dem erfolgreichen Vorjahr strömten auch heuer über alle vier Festivaltage kumuliert 170000 Besucher auf die Grosse Allmend, so dass der Veranstalter bereits donnerstags ein ausverkauftes Haus meldete. «Wir ziehen eine positive Bilanz und sind sehr zufrieden», sagt Medienchef Joachim Bodmer. Das Open Air Frauenfeld sei ohne nennenswerte Zwischenfälle über die Bühne gegangen. Selbst die zusätzlichen Sicherheitsvorkehrungen als Folgen auf die jüngsten Terroranschläge hätten gut funktioniert, meint Bodmer. Verschärfte Sicherheitskontrollen bei Gepäck und Personen, neue Maximalgrössen für Gepäckstücke zum Konzertgelände, vermehrt patrouillierende Polizisten oder Betonelemente an allen Zufahrten zur Allmend liess sich der Veranstalter eine sechsstellige Summe kosten.

Selbst von einer möglichen Infektionswelle blieb das Open Air Frauenfeld verschont. Am Mittwoch erbrach sich ein Festivalbesucher vor dem Eingangsbereich. Im Kantonsspital Frauenfeld erhärtete sich der Verdacht auf das Norovirus, eine Magen-/Darm-Infektion, meist gefolgt von Übelkeit, Durchfall, Erbrechen und Fieber. Eine Handvoll weiterer Verdachtsfälle blieben nach ärzt­lichen Tests unbegründet, obwohl der Veranstalter mittels Massnahmen wie Desinfizierung von sanitären Anlagen oder Wasserentnahmestellen reagierte.

Für die Kantonspolizei Thurgau verlief das Open Air ruhig und friedlich. Auf deren Festivalposten sind von Mittwoch bis Sonntag 70 Diebstähle gemeldet worden, wie sie schriftlich festhält. Gröbere Zwischenfälle gab es wenige. Ein 19-Jähriger wurde nach einem Raub leicht verletzt. Insgesamt wurden 13 Personen festgenommen, davon kamen 5 in polizeilichen Gewahrsam. «Glücklicherweise seien keine Anzeigen wegen sexueller Belästigung eingegangen», schreibt die Polizei. 132 Personen wurden wegen des Verstosses gegen das Betäubungsmittelgesetz verzeigt. Die Sanität zählte knapp 1500 Konsultationen, 237 Personen mussten ärztlich behandelt werden, 71 wurden meist wegen Alkohol oder Drogen in Zusammenhang mit der Hitze ins Spital eingewiesen.

Abfall und Bodenbelastung im Bereich des Vorjahres

Seit dem Schlammjahr 2014, das eine schweizweite Medienschelte ausgelöst hatte, setzt der Veranstalter mittels Entsorgungskonzept auf Nachhaltigkeit. Nach ersten Einschätzungen verhält sich die Menge des Mülls im Bereich des Vorjahres. «Wir rechnen mit rund 1,5 Kilogramm Abfall pro Person und pro Tag», sagt Rolf Schwery, der im Auftrag von Sponsor Migros die grossen Schweizer Open Airs berät. Im Vergleich dazu produziert jede Schweizerin und jeder Schweizer rund zwei Kilogramm Abfall pro Tag. Summa summarum dürften also aufgrund des ausverkauften Hauses gesamthaft rund 250 Tonnen Abfall zusammengetragen werden und auf dem Laufband der Müller Recyling AG in Frauenfeld landen. Laut Schwery zahlen sich die Arbeit und die Investition des Veranstalters aus, «im Vergleich zu anderen Schweizer Open Airs ist Frauenfeld gut aufgestellt», resümiert der Nachhaltigkeitsexperte. Gerade in der Anzahl Abfallbehälter und Helfer habe sich im Vergleich zum Vorjahr nochmals etwas getan. Unter dem Strich erwartet Schwery eine Rezyklierungsrate von rund 20 Prozent. «Andere Festivals, die im Publikumsbereich auf Abfalltrennung verzichten, liegen diesbezüglich zwischen etwa drei bis zehn Prozent», meint er. Die exakten Abfall-Kennzahlen oder auch die Rücklaufquote der Zelteinheiten stehen noch aus.

Auch ausserhalb des Festivalareals ist alles im Rahmen abgelaufen. Wegen des heissen Wetters hätten sich zwar ­viele Besucher ausserhalb des Geländes aufgehalten und dort Schatten oder in der Murg und Thur Abkühlung gesucht. Trotzdem ist Joggi Rieder zufrieden, der als Ökologieberater die Allmend-Grundeigentümerin Armasuisse vertritt. «Die Abgrenzung zwischen Open Air und Naturschutzgebiet hat gut funktioniert», meint er, und auch bei seinen Rundgängen habe sich niemand im Naturschutzgebiet aufgehalten. Es sei klar, dass die Kapazitätsgrenze mit der Anzahl Besucher am Limit und ausgereizt sei, trotzdem stellt Rieder dem Veranstalter gute Noten aus. «Und in zwei bis drei Wochen ist die Allmend wieder die alte.» (sko)