Die SVP tritt im Bezirk Frauenfeld mit zwölf bisherigen Kantonsräten an – so viele wie keine andere Partei. Auf der regional breit abgestützten Liste befinden sich viele bäuerliche Interessenvertreter, ausserdem der derzeit bekannteste Thurgauer Kantonsrat: Hermann Lei.
FRAUENFELD. Hermann Lei will nicht darüber spekulieren, ob ihm die Affäre Hildebrand bei den Grossratswahlen schaden oder nützen wird. «Das Volk soll entscheiden, ob es richtig ist, wenn ein Missstand aufgedeckt wird.»
Der Frauenfelder SVP-Kantonsrat ist national bekannt geworden, indem er die Währungsspekulation des Nationalbankpräsidenten aufdeckte. Nicht ohne Ironie ist dabei, dass Lei möglicherweise das Bankgeheimnis verletzte, das sonst von der SVP vehement verteidigt wird. Die Zürcher Staatsanwaltschaft hat deshalb ein Verfahren gegen ihn eröffnet. Dass Lei die «Weltwoche» mit den brisanten Informationen belieferte, wurde auch in der eigenen Partei kritisiert.
Verena Herzog, Präsidentin der SVP des Bezirks Frauenfeld, findet, Lei habe gute politische Arbeit geleistet im Kanton und auch in Frauenfeld, wo Lei als Präsident der Einbürgerungskommission mit grossem Mehr bestätigt wurde. Zu Leis Rolle in der Affäre Hildebrand sagt Herzog: «Wir brauchen Leute, die Missstände thematisieren.» Sie habe allerdings Vorbehalte gegenüber dem gewählten Weg.
«Es hat keine anderen Möglichkeiten mehr gegeben», sagt Lei. Hildebrands Devisengeschäfte wären sonst vertuscht worden. «Manchmal ist der Gang an die Medien nötig.»
Die SVP präsentiert eine volle Liste mit 33 Kandidaten. Gemessen an der bisherigen Stärke in den drei alten Bezirken Frauenfeld, Diessenhofen und Steckborn müsste sie nun etwa 13 oder 14 Sitze gewinnen. Die elf Ortsparteien im neuen Bezirk Frauenfeld hatten die Aufgabe, Kandidaten für eine regional möglichst gut abgestützte Liste zu finden. Nach Meinung der Bezirkspräsidentin ist dies gut gelungen, auch wenn aus Steckborn und Müllheim kein Vertreter zu finden gewesen sei. «Niemand fühlt sich benachteiligt», sagt Herzog. Dieser Aspekt ist besonders wichtig bei der SVP, denn als grösste Partei kann sie am ehesten für eine personell angemessene Vertretung der aufgehobenen Bezirke sorgen. Erschwert wird dies durch den Rücktritt der beiden bisherigen Diessenhofer SVP-Kantonsräte. Ihre Nachfolge antreten möchten der OK-Präsident der Basadinger 1250-Jahr-Feier, Gottfried Möckli, die Basadinger Postagentur-Inhaberin Ursula Bertsch, der Schlattinger Adolf Keller und der Schlatter Robert Meyer.
Angeführt wird die Liste von zwölf Bisherigen. Angeordnet wurden sie gemäss Präsidentin Herzog nach einem ausgeklügelten, möglichst gerechten Verfahren, bei dem die Stimmenzahlen bei den letzten Wahlen und auch das Los eine Rolle spielte. Mit der Nummer eins ins Rennen geht Marcel Schenker, Staatsanwalt in Schaffhausen und Präsident des Polizistenverbands.
Wer SVP wählt, wählt immer auch bäuerliche Interessenvertreter. Unter den Bisherigen befinden sich vier Bauern: Guido Häni, Daniel Vetterli, Erich Schaffer und René Gubler. Dazu kommt der Winzer Hans-Peter Wägeli. Auch zwei Förster sind dabei: Robert Zahnd und Paul Koch. Von ausserhalb des land- und forstwirtschaftlichen Sektors stammen nebst Schenker, Lei und der Geschäfts- und Hausfrau Verena Herzog auch der Ex-Gemeindeammann von Warth-Weiningen, Max Arnold, und der Frauenfelder Schulpräsident Andi Wirth.
Paul Koch hat erst vor anderthalb Monaten sein Amtsgelübde abgelegt. Dadurch ist Neunforn nach dem Rücktritt von Peter Egloff 2004 wieder im Grossen Rat vertreten. Da Koch auf den zurückgetretenen Daniel Jung folgte, hat Felben-Wellhausen zurzeit keinen Kantonsrat mehr. Dies wieder ändern möchte Werner Künzler, Gemeindeammann von Felben-Wellhausen. Es gebe jedoch bekanntere Leute auf der Liste, besonders jene, die vor vier Jahren schon kandidiert hatten, sagt Künzler. Beim zweiten Mal klappt es aber nicht zwingend: Peter Maag, der Direktor der Industrie- und Handelskammer, kandidiert zum dritten Mal.
Auf die Bisherigen folgen die fünf Kandidaten, die schon 2008 Jahren auf der Liste waren. Die 16 neuen Kandidaten sind alphabetisch geordnet. Einige haben sich lokal einen Namen gemacht, so der Thundorfer Gemeindeammann-Kandidat Bruno Rietmann, der Matzinger Gemeinderat Kurt Fäh und der Hüttlinger Schulpräsident Samuel Kern. Christa Klein-Möckli ist als Ex-Tele-Top-Moderatorin überregional bekannt.