Unrühmlicher Rekord, der keiner ist

Gemäss kantonaler Statistik stehen in Salmsach über 10 Prozent der Wohnungen leer. Das sind sechs Mal mehr als im Durchschnitt aller Gemeinden im Thurgau. Unsere Recherchen ergeben: Der Wert ist nicht nur unglaublich gross – sondern auch falsch.

Markus Schoch
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Der Salmsacher Gemeindepräsident Martin Haas vor einem Wohnhaus, das in der Statistik fälschlicherweise für leer erklärt wird. (Bild: Reto Martin)

Der Salmsacher Gemeindepräsident Martin Haas vor einem Wohnhaus, das in der Statistik fälschlicherweise für leer erklärt wird. (Bild: Reto Martin)

SALMSACH. Traue keiner Statistik, die du nicht selber gefälscht hast. Dieses Sprichwort trifft auch auf Salmsach zu. Mit der Besonderheit, dass die Salmsacher selber bis vor kurzem gar nicht wussten, dass die Statistik gefälscht war.

Gemäss der aktuellsten Erhebung des Kantons standen in Salmsach zuletzt 10,03 Prozent aller 638 Wohnungen leer. Zum Vergleich: Der Durchschnittswert im Thurgau liegt bei 1,68 Prozent. Die regionalen Unterschiede sind allerdings erheblich: Im Bezirk Kreuzlingen ist das Angebot relativ klein (1,18 Prozent), im Oberthurgau ist es vergleichsweise gross (2,43 Prozent).

Einfache Erklärung

Salmsach hatte zuletzt Probleme mit baufälligen Häusern, die der Behörde Sorge bereiteten. Vom Zerfall des Dorfes war vor fünf Jahren an der Gemeindeversammlung die Rede. Dadurch komme eine unheilvolle Entwicklung in Gang, warnte der damalige Gemeindepräsident Kurt Helg. Schlecht unterhaltene Gebäuden hätten tiefe Mietzinse zur Folge, was viele Sozialfälle beziehungsweise schlecht verdienende Einwohner bedeute. Der hohe Leerwohnungsbestand ist aber nicht Ausdruck einer mittlerweile desolat gewordenen Immobiliensituation in Salmsach. Die Erklärung ist viel banaler: Es sind Fehler bei der Datenerhebung für die Statistik passiert. Was bei der Kontrolle auf der Verwaltung in Salmsach nicht gemerkt wurde, wie Gemeindepräsident Martin Haas sagt. Konkret: Es sind Wohnungen für leerstehend erklärt, die tatsächlich besetzt sind. So beispielsweise im «Haus Pfärrich», das Teil des Alters-, Pflege- und Wohnheims «Bodana» ist, aber eine andere Adresse hat. Die Bewohner sind aber unter derjenigen des «Bodana» gemeldet. Und so gibt es noch andere Fälle wie den eines Neubaus, der noch nicht bezogen ist. Oder eines Wohnhauses, das als Gewerbeliegenschaft genutzt wird.

Zwischen 2,7 und 3,6 Prozent

Die bereinigte Liste ergibt ein ganz anderes Bild: Der Leerwohnungsbestand liegt noch zwischen 2,7 und 3,6 Prozent, sagt Haas, der sich die Mühe gemacht hat, der Sache auf den Grund zu gehen. Mit dieser Quote ist Salmsach in guter Gesellschaft: In der Nachbarstadt Romanshorn liegt sie bei 3,45 Prozent, in Amriswil bei 2,72. Doch es gibt auch andere Beispiele: In Egnach war zum Zeitpunkt der Erhebung keine einzige Wohnung leer.

Das Problem mit baufälligen Häusern in Salmsach hat sich übrigens mittlerweile entschärft. Die eine oder andere Problem-Liegenschaft sei oder werde renoviert, sagt Martin Haas. «Man merkt, dass das Bauland knapp wird.»