Nach kurzer Zeit verlässt Pfarrer Philipp Hendriksen überraschend die beiden evangelischen Kirchgemeinden Warth-Weiningen und Uesslingen. Er folgt dem Ruf ins theologische Lehreramt.
Die Kirchbürger von Warth-Weiningen haben es zuerst erfahren, seit Montag wissen es auch jene von Uesslingen: Philipp Hendriksen, Pfarrer der beiden evangelischen Kirchgemeinden, hat seine Stelle auf Ende kommenden August gekündigt. Die Nachricht kam für alle überraschend. Und sie löste Betroffenheit aus. «Jesses», flüsterten ein paar Kirchbürgerinnen. «Das darf nicht wahr sein», meinte eine weitere unüberhörbar.
Als die Mitteilung von Präsident René Oberhänsli kam, waren alle Traktanden bereits abgehandelt und auch «Verschiedenes und Umfrage» besprochen worden, man dachte bereits an den zuvor angekündigten Apéro. «Auch wir wissen es erst seit drei Wochen», sagte Oberhänsli an der Versammlung der Kirchgemeinde Uesslingen, «und wir bedauern den Rücktritt von Pfarrer Philipp Hendriksen ausserordentlich.»
Der Grund für seinen Weggang ist, wie Pfarrer Hendriksen erklärte, die Berufung als Dozent und Konventsmitglied am Theologisch-Diakonischen Seminar (TDS) in Aarau. Das Angebot sei aus heiterem Himmel gekommen. «Für mich gab es in keiner Weise Anlass, berufliche Veränderungen zu erwägen.» Im Gegenteil. Seine Frau und er seien nach Warth ins Pfarrhaus gezogen mit der Annahme und Bereitschaft, eine ausgedehnte Lebens- und Wirkungsphase in Angriff zu nehmen. «Dass es nun anders kommt, bedauere ich sehr.» Wie der 55-jährige Theologe, der vor seinem Doppelamt im Thurgau im Rahmen eines Forschungsprojekts an der Uni Bern ein Doktoratsstudium absolvierte, weiter erklärte, passe aber die neue Aufgabe zu seinem beruflichen Werdegang und entspreche anderseits auch einem langjährigen Anliegen und Wunsch. «Ein solches Angebot konnte und durfte ich nicht ausschlagen.»
Seine Worte waren tief emotional, ehrlich und überzeugend und liessen da und dort ein Auge feucht werden oder gar mit einer Träne überquellen. Wer sich in der anschliessenden Diskussion zu Wort meldete, tat dies mit grosser Wertschätzung für den Pfarrer. Philipp Hendriksen werde in Zukunft mit vielen Studierenden zu tun haben, meinte ein älterer Herr. «Tröstlich ist, dass er dabei die jungen Leute in dem Sinn unterrichten und den Glauben vermitteln wird, wie wir es erfahren und sehr geschätzt haben.» Eine Kirchbürgerin zeigte sich beeindruckt von der inneren Berufung, die den Pfarrer zum Wechsel an die Dozentenstelle veranlasst hatte.
An beiden Versammlungen wurde über einen neuen Verteilschlüssel der Kostenaufteilung zwischen den beiden Kirchgemeinden abgestimmt. Die neue Regelung entlastet in Zukunft das Budget von Warth-Weiningen, während Uesslingen mit einem höheren Minusbetrag kalkulieren muss. Der Grund für die Neuregelung ist, dass sich die Mitgliederzahlen der beiden Kirchgemeinden in den letzten 20 Jahren verändert haben. Warth-Weiningen zählt heute weniger Mitglieder als Uesslingen und bezahlte somit in den letzten Jahren überproportional an die Finanzierung des Pfarramtes, die seit 1993 gemäss einem Verteilschlüssel vertraglich geregelt ist. Die Kirchbürger stimmten an beiden Versammlungen dem neuen Verteilschlüssel zu, der rückwirkend ab 1. Januar 2016 gültig ist.
In Uesslingen haben die Kirchbürger Heini Müller als Kirchenpfleger gewählt. Die Rechnung wird jedoch von Nadia Feller geführt. Müller tritt in die Fussstapfen von Erika Hasenfratz, die nach neun Jahren als Pflegerin zurücktritt. Auch Rösli Müller gibt ihr Amt auf, sie war während 23 Jahren Mesmerin und übergibt diese Aufgabe nun an Regula Sprenger.
Beide Kirchgemeinden laden weiterhin fünfmal im Jahr zum abendlichen Samstagsgottesdienst mit Popularmusik ein, obwohl sich die Katholiken vom gemeinsamen Angebot zurückgezogen haben. «Willkommen sind aber weiterhin alle», sagte René Oberhänsli. Weiter informierte er, dass der Gottesdienst am darauffolgenden Sonntag in Weiningen nicht mehr stattfinden wird.