Die Mittelschulen im Thurgau müssen in Zukunft nicht mehr alle dasselbe anbieten. Sie sollen flexibler auf die Entwicklungen reagieren können. So sieht es die Strategie Mittelschulen vor.
Sebastian Keller
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Der Thurgau will vorne mitspielen. Das geht aus dem Konzept Strategie Mittelschulen hervor. Im druckfrischen Papier heisst es: «Der Kanton Thurgau gehört bezüglich Qualität und Innovation der Mittelschulausbildung schweizweit zu den führenden Kantonen.» Wie Bildungsdirektorin Monika Knill auf Anfrage erklärt, sei das Konzept die erste gemeinsame Strategie für alle Mittelschulen im Kanton seit der Reform 1997. «Seiher hat sich viel verändert.» An den Schulstandorten soll aber nicht gerüttelt werden, betont sie. Festgehalten wird an den Kantonsschulen Frauenfeld, Kreuzlingen und Romanshorn samt Fach- und Informatikmittelschulen. Ebenso an der Pädagogischen Maturitätsschule in Kreuzlingen.
Das Konzept will aber den einzelnen Mittelschulen mehr Flexibilität zugestehen – auch im Umgang mit den finanziellen Mitteln. 1997 wurde festlegt, die drei Kantonsschulen müssten ein identisches Angebot führen. Von diesem Grundsatz verabschiedet man sich. «Da sich die Universitäten ständig verändern, müssen sich auch die Mittelschule als Zubringer anpassen können», sagt Knill. Das habe auch bisher bereits vereinzelt stattgefunden. Sie erwähnt als Beispiel die Mint-Klasse an der Kanti Kreuzlingen. Dort werden Schüler mit naturwissenschaftlich-technischen Interessen speziell auf Studiengänge, an der ETH beispielsweise, vorbereitet. «Denkbar sind weitere Angebote, die auf ande- re Disziplinen vorbereiten.» Wie das genau aussehen könnte, sei noch offen. Klar ist: «Die Dynamik und Durchlässigkeit erfordert gute Zugangsvoraussetzungen zu weiterführenden Ausbildungswegen.» Auch Rückmeldungen Ehemaliger sowie von Universitäten sollen in die Angebotsgestaltung einfliessen. Das Konzept sieht weiter eine Überprüfung des Aufnahmeverfahrens vor. «Eine Aufnahmeprüfung wird es weiterhin geben», sagt die Bildungsdirektorin. Doch diese müsse allenfalls angepasst werden, weil auch der Lehrplan Volksschule Thurgau die Sek-Stufe verändert. «Ein Thema kann die Sprachlastigkeit sein», sagt Monika Knill. Die Frage stelle sich beispielsweise, ob Französisch weiterhin diesen Stellenwert in der Aufnahmeprüfung haben soll. Weiter soll geprüft werden, wie Jugendliche mit Migrationshintergrund, die für die Mittelschule schulisches Potenzial haben, besser angesprochen werden können.
Das Konzept sieht zudem eine Überprüfung der Zuweisung an ausserkantonale Schulen vor. Schüler aus dem Hinterthurgau besuchen heute teilweise die Kanti in Wil, einzelne aus dem Raum Diessenhofen jene in Schaffhausen. «Dies wird weiterhin möglich sein», sagt Knill. Man wolle aber die aktuellen Rahmenbedingungen mit den Nachbarkantonen überprüfen.
Der Bericht enthält eine Leitidee, sieben strategische Ziele und weitere operative Ziele und Massnahmen. Er bildet die Leitplanke für die koordinierte Weiterentwicklung der Mittelschulen Mit dem Bericht «Strategie Mittelschulen» wurde gleichzeitig der erheblich erklärte Antrag der Kantonsräte Roland A. Huber und Esther Kuhn von 2014 erfüllt. Das Strategiepapier wird dem Grossen Rat unterbreitet.