Er hätte ins Kreuzlinger Unternehmen Rausch einsteigen können. Seit Jahren fährt dieses dank seiner Schweizer Kräuterkosmetik Erfolge ein. Tom Baumann ist aber lieber Sänger bei der A-cappella-Band Bliss.
Tom Baumann, seit wann sind Sie Vollzeitmusiker?
Seit ungefähr drei Jahren habe ich mich ganz der Musik verschrieben. Dass es so weit kommen würde, hatte niemand geglaubt – ich schon gar nicht.
Wie hat sich das ergeben?
Ich habe Deutsch und Geschichte studiert und war bis 2013 als Lehrer tätig. Musik spielte in meinem Leben immer eine grosse Rolle. Vor zehn Jahren stiess ich zur A-cappella-Band Bliss hinzu. Mit dem Verdienst der ersten Auftritte konnte ich mir eine gute Flasche Wein kaufen. Irgendwann reichte es dann für die Ferien und schliesslich den gesamten Lebensunterhalt. Wirklich bewusst entschieden habe ich mich für eine Karriere als Musiker nicht. Ich freue mich aber, dass es so gekommen ist.
Warum war es Ihr Bruder Lucas Baumann, der das Unternehmen Rausch übernahm?
Mein Bruder brachte das Wissen mit. Ich hatte durchaus Lust in den operativen Bereich einzutreten, aber nicht die nötigen Kenntnisse. Von Wirtschaft habe ich eigentlich keine Ahnung, da müsste ich zuerst nochmals an einem Abschluss büffeln. Aber die Türe habe ich mir noch offen gelassen.
Sie haben sich also noch nicht ganz vom Unternehmen verabschiedet?
Nein, das nicht. Ich stehe in engem Kontakt mit meinem Bruder, ausserdem bin ich im Verwaltungsrat. Dort kann ich meine eigene Perspektive einbringen und so auch in strategischen Entscheiden mitwirken. Ich studiere derzeit auch noch Organisationskommunikation an der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften – das wäre durchaus eine Einstiegsmöglichkeit in das Unternehmen.
Haben Sie sich eine Zeitlimite gesetzt, bis wann sie sich für oder gegen einen Einstieg ins Unternehmen entscheiden?
Ja, ich habe schon einen vagen Zeitplan. Vorerst steht für mich aber Bliss an erster Stelle – und das wird meine Priorität blieben, solange es unter den Bandmitgliedern funktioniert und uns die Ideen nicht ausgehen. Was im Moment aber definitiv nicht zu befürchten ist.
Haben Sie Ihre Entscheidung jemals bereut?
Nein. (lacht) Es gibt wohl keinen anderen Job, der so dankbar ist. An jedem Abend gibt es einen Applaus – das ist wirklich schön. Natürlich hat es auch Schattenseiten. Vollzeitmusiker zu sein ist anstrengend. Man ist darauf angewiesen, dass man gesund bleibt. Unsere häufigen Shows brauchen viel Zeit und Energie. Derzeit haben wir beispielsweise vier Wochen Spielzeit am Hechtplatz in Zürich, die 22 Shows sind komplett ausgebucht. Da muss man jeden Abend Vollgas geben.
Viola Stäheli
viola.staeheli@thurgauerzeitung.ch
Hinweis
Bliss macht 2017 auch im Thurgau Halt: Im März im Thurgauerhof (Weinfelden) und im September im Dreispitz (Kreuzlingen).