UNTERSEE. Die diesjährige Tourismussaison macht wenig Freude: Verregnete Sommerwochen und die Währungsturbulenzen vermiesen das Geschäft. Doch nicht alle Hoteliers haben Grund zu jammern.
UNTERSEE. «Die Euro-Touristen fehlen uns völlig.» Daniela Hopf besitzt zusammen mit ihrem Mann den «Hecht» in Ermatingen. Im Juli und im August checken gewöhnlich in ihrem Hotel drei Viertel der Gäste aus Deutschland ein. In diesem Jahr allerdings nicht, der starke Franken schreckt die Gäste ab. Dagegen läuft das Restaurant sehr gut: «Unsere Stammgäste bleiben uns treu.»
Auch das Seehotel Schiff in Mannenbach hat es in diesem Sommer nicht einfach. «Uns fehlen die Velofahrer», sagt Direktionsassistentin Deborah Brägger. «Wir bekommen die Stärke des Frankens zu spüren.» So mancher Gast aus dem Euro-Raum «schiebe Frust» in Anbetracht der Preise. Dagegen kann das Seehotel Schiff auf Stammgäste aus dem Welschland bauen. Unberührt bleibt auch das Geschäft mit den Hochzeiten. Ab Herbst läuft in Mannenbach dann wieder das Seminargeschäft an.
Nicht bei allen schlagen die Währungsturbulenzen mit Wucht durch: «Unser Hotel ist sehr gut gebucht», sagt Marco Gaido, Direktor des See & Park Hotels Feldbach in Steckborn. Im «Feldbach» checken auch im Sommer viele Seminargäste ein. Von Touristen aus dem Euro-Raum dagegen wird dieses Hotel kaum angelaufen. Diesen wenigen Gästen versucht Gaido mit einem guten Wechselkurs entgegenzukommen. «Das ist eine kleine Geste.» Dagegen spürt der Hoteldirektor die regnerischen Sommerwochen direkt in der Bilanz. Der Restaurantbetrieb leidet bei Regen, auf der Seeterrasse herrscht dann gähnende Leere. «Unser Hauptproblem ist das schlechte Wetter. Wir haben deshalb im Juli 50 000 Franken weniger Umsatz gemacht», sagt Gaido.
Auf deutscher Seite boomt es zur Hauptsaison. «An diesem Wochenende ist die Höri ausgebucht, da gibt es nicht einmal mehr ein Einzelzimmer», sagt Lucia Kamp, Geschäftsführerin von Tourismus Untersee. Das gleiche Bild soll sich auf der Reichenau oder in Allensbach bieten. «Das Seenachtsfest beschert uns immer ein touristisches Hardcore-Wochenende.» Gestern vormittag staute sich die Autokolonne laut Kamp den Untersee entlang bis zur Autobahn.
Was das Schweizer Unterseeufer angeht, so fürchtet Kamp, dass das touristische Image «Hochpreisland» auflebt. Ein Problem, mit dem die Schifffahrt erneut zu kämpfen hat.
Wie sieht es an den grossen touristischen Anziehungspunkten am Schweizer Unterseeufer aus? «Das Städtli ist wie immer voll», lautet die Auskunft von Tourismus Stein am Rhein. Doch viele Touristen schauen sich die Stadt an und verpflegen sich selbst. Inwieweit sich dieser bekannte Trend verstärkt, werden erst die Daten am Saisonschluss zeigen.
Auch das Napoleonmuseum auf dem Arenenberg ist eine Topdestination. «Wir verzeichnen ein deutliches Plus bei den Individualgästen und den Umsätzen im Shop», sagt Museumsdirektor Dominik Gügel. «Unsere Gäste zahlen die Preise fast resigniert und klaglos.» Allerdings wird dieses Plus durch einen drastischen Einbruch bei Gruppenreisen weggewischt. Busreisen fahren den Arenenberg zurzeit gar nicht an. Der Kursverlust schlägt zusätzlich zu Buche, weil das Museum gut 20 Prozent der Einnahmen in Euro bezieht. «Das ist für uns die noch grössere Katastrophe.»