Stark sucht neue Herausforderung

Der Thurgauer Regierungsrat Jakob Stark übernimmt im neuen Amtsjahr das Departement für Finanzen und Soziales. Nachdem er im Baudepartement die Strassenprojekte BTS und OLS vorangebracht hat, will er nun die anstehende Sparübung meistern.

Thomas Wunderlin
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Regierungsrat Jakob Stark ergreift das Wort im Grossen Rat. (Bild: Reto Martin)

Regierungsrat Jakob Stark ergreift das Wort im Grossen Rat. (Bild: Reto Martin)

Weshalb wechseln Sie ins Finanzdepartement? Es gab schon bessere Zeiten für einen Finanzdirektor als jetzt, wo Sparen angesagt ist.

Jakob Stark: Der Regierungsrat soll aus einer Departementsverteilung geeint und gestärkt hervorgehen. Das ist hier der Fall. Alle Departemente bieten reizvolle Herausforderungen. Bei den Finanzen sind es die 40 Millionen Franken pro Jahr, die wir sparen müssen. Dann steht die Unternehmenssteuerreform bevor, die uns vor grosse Herausforderungen stellt bei den Steuern und beim Finanzausgleich.

Ist Sparen eine attraktive Aufgabe?

Stark: Nicht unbedingt. Wenn man es aber in einem kreativen Prozess mit einem guten Team professionell anpackt, kann es auch spannend sein. Jetzt sind wir halt in einer Zeit, in der wir den Gürtel enger schnallen müssen. Es ist die anspruchsvolle Aufgabe meines Vorgängers, das Paket zu schnüren. Ich werde es dann umzusetzen haben.

Wechseln Sie auch darum ins Finanzdepartement, weil es als Schlüsseldepartement gilt?

Stark: Schlüsseldepartement finde ich übertrieben. Mit den Bereichen Finanzen und Personal hat das DFS sicherlich wichtige Querschnittfunktionen, die ihm eine besondere Stellung geben. Alle Departemente können heute als Schlüsseldepartemente bezeichnet werden, weil überall die Herausforderungen gross und wichtig sind für die Entwicklung unseres Kantons.

Werden Sie die Steuern erhöhen?

Stark: Ich möchte mich bis zum 31. Mai nicht konkret zu Finanzthemen äussern, das ist Sache des DFS-Chefs.

Dann reden wir übers Baudepartement. Ihr grösster Erfolg war da, dass Sie das Volk von den Strassenprojekten BTS/OLS überzeugt haben. Sie hinterlassen aber offene Baustellen, etwa die Finanzierung von BTS und OLS.

Stark: Ein Baudepartement ohne Baustellen ist ja kaum vorstellbar (lacht). Ich muss hier viele Personen verlassen, mit denen ich gern und gut zusammengearbeitet habe. Das tut weh. Auch die Themen haben mir viel bedeutet. Ich glaube aber, wir haben in den letzten sechs Jahren einiges erreicht. Im Baudepartement geht es immer um langfristige Projekte. Da könnte man ja nie wechseln oder aufhören, wenn man alle abschliessen wollte. Was die Finanzierung der BTS und OLS betrifft, so werde ich mich als Finanzdirektor weiterhin – zusammen mit meiner Kollegin vom DBU – damit befassen.

Was halten Sie vom Nationalstrassen- und Agglomerationsverkehrsfonds (NAF), den der Bundesrat diese Woche vorgeschlagen hat? Kann damit auch die BTS bezahlt werden?

Stark: Ich begrüsse den NAF grundsätzlich. Das «N» steht für Nationalstrassen, also gehören alle Nationalstrassen dazu, auch jene neuen 380 Kilometer, die das Parlament letztes Jahr im Netzbeschluss beschlossen hat. Nicht nur die BTS, auch wichtige Agglomerationsverkehrsmassnahmen könnten aus dem NAF finanziert werden.

Eine offene Baustelle ist auch die Erweiterung des Kunstmuseums.

Stark: Das ist jetzt eine Sache des Bundesgerichts. Der Regierungsrat kann nur abwarten, wie alle andern auch.

Sie verschwinden ein wenig von der nationalen Bühne, da Sie das Präsidium der Baudirektorenkonfenz aufgeben müssen.

Stark: Ja, das ist ein Wermutstropfen. Man kann im Leben nie alles haben. Ich bin auf zwei Jahre gewählt bis September, nun höre ich bereits Ende Mai auf. Die Wiederwahl um zwei weitere Jahre muss entfallen. Ich bin überzeugt, dass es sinnvoll ist, wenn sich Mitglieder der Regierung in ihren Bereichen national engagieren. Die nationale Politik hat immer mehr Auswirkungen auf die Kantone.

Sie sind 55 Jahre alt – wie lange bleiben Sie Finanzdirektor?

Stark: Ich gehe davon aus, dass mir – wenn ich gesund bleibe und wiedergewählt werde – noch zehn Jahre bevorstehen. Da scheint es mir richtig, nochmals eine neue Herausforderung anzunehmen.

Carmen Haag Künftige Chefin des Departements für Bau und Umwelt (Bild: Donato Caspari)

Carmen Haag Künftige Chefin des Departements für Bau und Umwelt (Bild: Donato Caspari)