Führt die Förderung der Muttersprache von Kindern mit Migrationshintergrund auch zu besseren Deutschkenntnissen? Nicht erwiesen, sagt der Regierungsrat.
Der Romanshorner BDP-Kantonsrat Alban Imeri ist enttäuscht. Er hat selber einen Migrationshintergrund und wollte sich mit einer parlamentarischen Anfrage für ebensolche Kinder stark machen. Die Kantonsregierung sollte das Für und Wider abwägen, um etwa die bereits bestehenden HSK-Kurse (heimatkundlicher Sprach- und Kulturunterricht) für fremdsprachige Kinder in die Regelschule zu integrieren. Verschiedene Fachpersonen argumentierten, dass sich die Kinder nach dem Besuch von HSK-Kursen auch bessere Deutschkenntnisse aneigneten. «Als Vorteile werden unter anderem genannt, dass, wer seine Erstsprache gut beherrscht, eine solide Basis für den Erwerb weiterer Sprachen schafft», schrieb Imeri in seinem Vorstoss. Von dieser These will der Regierungsrat nun in seiner Antwort nichts wissen: «Ein positiver Effekt des HSK-Unterrichts auf die Sprachkompetenz in Deutsch als Zweitsprache lässt sich nicht wissenschaftlich nachweisen.» Auf dieser Grundlage sieht die Regierung weder einen Sinn darin, die Kinder im Spielgruppenalter in HSK-Kurse statt in die Spielgruppe zu schicken, noch ein entsprechendes Pilotprojekt zu starten. Ebenso wenig komme in Frage, die HSK-Kurse in den regulären Stundenplan der Volksschule zu integrieren. Dazu fehle die Rechtsgrundlage.
Die Regierung habe es sich mit dem pauschalen Nein zu einfach gemacht, kritisiert Alban Imeri, der die Anfrage zusammen mit Jakob Auer (SP) und Hanspeter Heeb (GLP) eingereicht hat. Er hätte eine seriöse Auflistung der Vor- und Nachteile der vorgeschlagenen Ideen erwartet. «Man kann dann immer noch zum Schluss kommen, dass die Nachteile überwiegen.» Doch hier sei per se abgeblockt worden.
Christian Kamm
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