In zwei Jahren wird eine Buslinie St. Margarethen mit einem Bahnhof verbinden. Welcher das sein wird, darüber herrscht im Hinterthurgau Uneinigkeit.
Olaf Kühne
olaf.kuehne
736. Die Zahl tönt nicht sonderlich spektakulär. Und aktuell wird sie auch erst in zwei Jahren. Als Buslinie soll sie dereinst das Dorf St. Margarethen in der Gemeinde Münchwilen mit dem überregionalen öffentlichen Verkehr verbinden, so die Pläne des Kantons. Mindestens zwei Hinterthurgauer Gemeinderäte hält die 736 indes bereits jetzt auf Trab.
Konkret sieht das «Konzept öffentlicher Regionalverkehr Kanton Thurgau 2019–2024» – so der sperrige Titel des Papiers – vor, dass ab dem Fahrplanwechsel im Dezember 2018 die neu geplante Buslinie 736 von St. Margarethen nach Eschlikon verkehrt und am dortigen Bahnhof – insbesondere für Pendler – den Anschluss an die S35 nach Winterthur gewährleistet (unsere Zeitung berichtete).
Für St. Margarethen eine gute Sache. Für Eschlikon eigentlich auch. Bringt doch die neue Buslinie umgekehrt auch die Eschliker zur Frauenfeld-Wil-Bahn nach Münchwilen. Restlos zufrieden mit den kantonalen Plänen ist der Eschliker Gemeinderat dennoch nicht. Die Behörde kritisiert, dass der Bus durch das Sirnacher Quartier Hofen fahren soll, welches bereits durch die Buslinie 735 mit Wil verbunden ist.
Noch mehr Kopfzerbrechen dürfte dem Eschliker Gemeinderat nun die Vernehmlassungsantwort seiner Nachbarn bereiten: Die Sirnacher Behörde hätte den neuen Bus gerne ganz bei sich. «Unser Gemeinderat hat in seiner Stellungnahme beantragt, die neue Verbindung von St. Margarethen via Bahnhaltestelle Münchwilen an den Bahnhof Sirnach zu führen», sagt Gemeindepräsident Kurt Baumann – und begründet den Wunsch erst gewohnt sachlich: Die Fahrzeiten könnten so verkürzt werden, was nicht zuletzt die Fahrplanstabilität erhöhe. Im Gespräch mit unserer Zeitung gibt Baumann aber auch unumwunden zu: «Klar, wir schauen für die Interessen der Sirnacher.»
So gehe es dem Gemeinderat nicht primär darum, dass der Bus zum Bahnhof Sirnach fährt, sondern dass die Linie über das Quartier Sonnenberg geführt wird. Schliesslich sei das Einfamilienhausquartier, welches – nur durch die Autobahn getrennt – direkt an Münchwilen angrenzt, seit Jahren nicht mehr durch den öffentlichen Verkehr erschlossen. Dabei sehe der Kanton vor, dass genau dies für Quartiere mit mehr als 200 Einwohnern eigentlich gewährleistet sein sollte. «Der Sonnenberg hat aktuell sogar 440 sogenannte Raumnutzer, sprich Einwohner und Arbeitsplätze», sagt Baumann. Der Sirnacher Gemeinderat sei deshalb überzeugt, dass die durch ihn gewünschte Linienführung für die beiden Zentrumsgemeinden Münchwilen und Sirnach einen klaren Mehrwert darstellen würde – ohne zusätzlichen finanziellen Aufwand, wie Baumann betont.
Denn die laufend steigenden Kosten des öffentlichen Verkehrs seien ein Thema, welches den Gemeinderat sehr beschäftige. «Aktuell haben wird dafür 260000 Franken budgetiert, das sind zwei Steuerprozente. Mit dem neuen Verkehrskonzept sollen diese Kosten um mindestens sechs Prozent steigen.»
Die einzige Zahl, die in diesem Spiel nicht mehr grösser wird, ist somit die Nummer der umkämpften Buslinie: Sie bleibt die 736.