Ein unnötig teures Disneyland oder doch ein generationenverbindender Event? Am TZ-Podium diskutierten Befürworter und Gegner der Expo 2027 über Sinn und Unsinn einer Landesausstellung in der Ostschweiz.
WEINFELDEN. GLP-Kantonsrat Ueli Fisch fühlt sich nicht wohl in der Rolle als Spielverderber. Der Druck sei gross. Dennoch sage er Nein zu etwas, auf das er eigentlich Lust habe. Regierungsrätin Carmen Haag wittert eine Chance. Sie versucht ihn zu bekehren und zum Expo-Befürworter zu machen. Doch Fisch bleibt standhaft: «Ich habe gelernt, dass wenn ich mir etwas nicht leisten kann, dann bekomme ich das auch nicht.» Am TZ-Podium, das am Mittwochabend anlässlich der Abstimmung über den Expo-Planungskredit im Weinfelder Rathaus stattfand, standen Befürworter und Gegner des Kredits dem TZ-Redaktor und Moderator Mario Testa Red und Antwort.
Neben Ueli Fisch vertritt SVP-Kantonsrat Urs Martin die Gegnerseite am Podium. Das stärkste Argument, das die beiden gegen den Planungskredit von 3 Millionen Franken vorbringen, sind die Finanzen. In schwierigen Zeiten, in denen man nicht weiss, was alles auf den Staat zukommt, sei es verantwortungslos ein solches Disneyland durchzuführen, sagt Martin. Er fürchtet Kosten für den Kanton Thurgau bis zu 200 Millionen Franken.
FDP-Nationalrat Hermann Hess, der sich an der Seite von Regierungsrätin Haag für den Kredit stark macht, stellt klar, dass die Kosten noch nicht genau definiert seien. Bei der Expo02 habe aber der Kanton Bern mit 14,5 Millionen Franken den grössten Anteil getragen. Hess stellt die Expo-Kosten, die sich erfahrungsgemäss zwischen 1,5 und 2 Milliarden Franken bewegen, in Relation zu anderen Ausgaben des Staates. «Das sind Peanuts im Vergleich zu den 55 Milliarden, die bis 2027 jeweils für Armee und Landwirtschaft ausgegeben werden.» Haag hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass sich am Ende doch vier, statt nur drei Kantone an der Expo 2027 beteiligen werden. Der Wirtschaftsmann Hess argumentiert schliesslich auch emotional: «Mir geht das Herz auf, wenn ich das sehe.» Er spricht die Bilder an, die Plinio Bachmann während der vorgängigen Präsentation des Expo-Konzepts zeigte. Bachmann hat das Konzept zusammen mit Hosoya Schaefer und dem Studio Vulkan eingereicht und den Konzeptwettbewerb gewonnen.
Argumente wie die identitätsstiftende Wirkung der Expo berühren Martin nicht. Er befürchtet gar, dass in Romanshorn – die Stadt, in der er lebt und die ein Hauptspielort werden soll – 100jährige Bäume beseitigt und naturverschandelnde Stege in den See hinein gebaut werden. «Darin sehe ich keine Nachhaltigkeit», sagt er. «Wird etwa durch die gesetzliche Hintertür versucht, einen durchgehenden Seeuferweg zu bauen», fragt Fisch provokativ. «Sind die Jungen wirklich an einer Expo interessiert? Heute, wo es einen Event-Overkill gibt? Ist eine Expo noch zeitgemäss?» Fisch zweifelt daran, dass man für die Expo Sponsoren findet, geschweige denn durch Eintritte Einnahmen generieren kann. Damit ist das Podiumsgespräch wieder bei den Finanzen angelangt. Hess attestiert Fisch und Martin, dass sie geschickte Redner seien. Und richtige Thurgauer seien schliesslich skeptisch: Sie würden erst nach den Kosten fragen. «Aber bei vielen Projekten, die ich in Angriff genommen habe hiess es zuerst: Das klappt nicht. Und wenn es klappt, dann ist es ein <Saich>.» Dennoch hat er seine Projekte realisiert – nicht ohne Erfolg, wie Martin zugab, der sich als Bewunderer von Hess outet.
Neben den hohen Kosten werfen die Gegner Zweifel an der Machbarkeit in die Waagschale. Sie glauben nicht, dass «Expedition27» überhaupt umsetzbar ist. Dieses sieht unter anderem den Einbezug der Bahn vor. «Das Bahnnetz ist jetzt schon überlastet», sagt Martin. «Eine erste Prüfung hat ergeben, dass es möglich ist. Aber eigentlich geht es ja darum: Mit dem Kredit soll eine Machbarkeitsstudie finanziert werden», sagt Plinio Bachmann.