Rauschendes Finale bis zum letzten Ton

30mal wurde die 20. Inszenierung der Operette Sirnach gegeben. Nun fiel am Samstagabend der letzte Vorhang zu «Viktoria und ihr Husar». Die Besucherzahlen waren weniger hoch als erwartet. Das Defizit kann die Operette Sirnach aber verkraften.

Christof Lampart
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30mal aufgetreten: Viktoria (Ramona Holy), Stefan (Michael Suttner). (Bild: Benjamin Manser)

30mal aufgetreten: Viktoria (Ramona Holy), Stefan (Michael Suttner). (Bild: Benjamin Manser)

SIRNACH. 30 Aufführungen sind viel. Besonders, wenn sie innert weniger Monate absolviert werden müssen. Darum war es umso erfreulicher, dass man auch bei der Dernière von «Viktoria und ihr Husar» am Samstag kein Nachlassen spürte. Spielwitz, tolle Stimmen, dazu ein wahres Kostümfest, gelungene Ensembleszenen. Sollten die Solisten und Statisten müde oder gar am Ende ihrer Kräfte gewesen sein – was bei einer solchen Leistung durchaus nicht verwundert hätte – so liessen es sie sich nicht im Geringsten anmerken. Schon die Tatsache, dass auf spezielle Gags – wie sie oft in den letzten Vorstellungen zu sehen sind – verzichtet wurde, zeigte, dass alle voll bei der Sache waren.

Anspannung gelöst

Auch der Gesamtleiter der Produktion, Philipp Müggler, dem anzusehen war, dass nun sämtliche Anspannung von ihm abgefallen war, war begeistert. «Das war heute eine Vorstellung mit viel Schwung. Doch das war eigentlich die ganze Zeit so. Das ganze Ensemble wie auch das Orchester haben wirklich durchgehend auf einem sehr hohen Niveau agiert.»

Nicht ganz kostendeckend

Weniger hoch als erwartet waren hingegen die Besucherzahlen. «Wir liegen über alles gesehen bei ungefähr 77 Prozent; mit 82 haben wir gerechnet», räumt Müggler ein. Ganz kostendeckend wird die Produktion also nicht sein. Für die Operette Sirnach ist dies zwar unschön, im Grunde genommen aber kein Problem, denn «wir haben bei den letzten Inszenierungen Gewinn gemacht. Und dieser wird nun halt gebraucht, um mal ein Defizit auszugleichen», sagt Müggler. Nichtsdestotrotz sieht sich die künstlerische Leitung der Operette Sirnach darin bestätigt, weiterhin auch einmal weniger bekannte Werke wie eben «Viktoria und ihr Husar» aufzuführen. Die Darbietung an der Dernière zeigte eindrücklich, dass man auch erfolgreich eine Nische abseits von «Fledermaus», «Zigeunerbaron» und «Vogelhändler» besetzen kann.

Denn viele Besucher dürften manche der Melodien gekannt haben, ohne dass sie diese im Vorfeld der «Viktoria» hätten zuordnen können, was zu dem einen oder anderen Aha-Erlebnis geführt haben dürfte.

Vom verstaubten Image befreit

Oder anders gesagt. Sirnach hat mit der nun zu Ende gegangenen Spielzeit es wieder einmal geschafft, eine bekannte Operette von einst vom verstaubten Image, das diesem Genre ein wenig anhaftet, zu befreien und bis zur letzten Sekunde begeisternd auf die Bühne zu bringen. So hat die Operette in Sirnach auch nach der 20. Produktion garantiert eine glänzende Zukunft.