DIESSENHOFEN. Geht nicht, gibt's nicht: Pfadi mit Handicap geniessen das Lagerleben im St. Katharinental genau wie alle anderen auch. Zwei Abteilungen «Pfadi trotz allem» nehmen zurzeit am grossen Thurgauer Kantonallager teil.
Vivo ist einer von über 1000 Pfadfindern, die zwei Wochen lang ihre Ferien im kantonalen Lager nahe Diessenhofen geniessen. Vivo spricht nicht viel, aber er demonstriert, was sein Murmeli kann. Das Plüschtier liegt auf seinem Schoss und quietscht, weil er es drückt. Vivo sitzt im Rollstuhl und lernt an diesem Vormittag, was in einen Verbandskasten gehört. Dann fährt ihn die Leiterin zum nächsten Posten. «Geht schon», sagt sie, während sie den Rolli über die holprige Wiese schiebt.
«Alle, die sich angemeldet haben, nehmen wir mit. Das kriegen wir hin», sagt Lagercaptain Flattervogel alias Oliver Gross aus Bussnang. «Wenn es einmal nicht geht, wird es eben gehend gemacht.» Als zum Beispiel klar war, dass Vivo mit seinem Rolli das Waschbecken nicht erreichen kann, rückte das Bauteam subito an und erstellte eine Rampe. Ausserdem montierten die Leiter geländetaugliche Vorderräder an den Rollstuhl.
Den acht Teilnehmern dieser Lagerabteilung gefällt es. Sie sind laut Oliver Gross auch alle erfahren im Lagerleben, nahmen sie doch schon beim grossen kantonalen Lager vor neun Jahren teil.
Die 15jährige Wicki etwa geniesst das Essen. Die beiden Köche Eveline Müller aus Romanshorn (Andune) und Marco Müller aus Kreuzlingen (Güx) geben sich auch grosse Mühe. Gestern mittag servierten sie Gschwellti mit Quark und Dip-Gemüse. Die 16jährige Guruna stiess am Mittwoch zur Abteilung Sommervogel. Nun gefällt ihr das Schlafen im Zelt besonders gut. «Es ist bequem», sagt sie. Die beiden jungen Mädchen freuen sich schon auf den Sonntag, wenn ihre Familie sie besuchen kommt. Pfadi Kalimba geniesst das heisse Wetter und Adeca findet ihre Leiterin toll. Sie legte ihre Arme um die junge Frau und schmust eine Runde.
Auch die acht Leiter dieser Abteilung zeigen sich zufrieden: «Es ist cool hier.». Die Teilnehmer seien selbständig. «Und wenn nicht, machen sie sich bemerkbar», sagt Lagercaptain Flattervogel. Das Gemeinschaftsprogramm absolvieren die acht Pfadi mit Handicap wie alle anderen auch. Neben der Thurgauer Abteilung mit acht Pfadis und acht Leitern campiert auch die Zürcher «Pfadi trotz allem» mit neun Teilnehmern und neun Leitern im St. Katharinental. Einziger Wermutstropfen: Die beiden Gruppen bekamen den hintersten Platz auf dem Lagergelände zugewiesen.