2017 fokussiert sich die Evangelische Volkspartei Thurgau auf Themen wie das Bewahren des Christentums, die Menschenwürde, den Jugendschutz, die Wirtschaft und den Erhalt des Tanzverbots.
Christof Lampart
Die EVP Thurgau hat laut Präsidentin Regula Streckeisen (Romanshorn) in den zurückliegenden Monaten «einige erfreuliche Entwicklungen» feststellen können. Namentlich in den Bereichen «Energie- und Raumpolitik, mehrheitlich auch in der Bildungspolitik». Das ging aus einer Medienkonferenz hervor, welche die Partei am Mittwoch im Café Rhyhof in Frauenfeld zu den diesjährigen Schwerpunktthemen und zur Bilanz des Jahres 2016 abhielt. Doch ist aus Sicht der EVP nicht alles Gold, was glänzt. Denn während die Wirtschaft boome, komme der Mensch dabei immer mehr unter die Räder. Streckeisen verdeutlichte die EVP-Position: «Mensch vor Macht, Mensch vor Geld, Mensch vor Profitgier.» Der Treffpunkt zum Fototermin vor dem Sämannsbrunnen war denn auch nicht zufällig: «Der Sämann ruft in Erinnerung, dass es enorm wichtig ist, ob wir guten Samen säen in Politik und Gesellschaft», so Streckeisen.
Ein hervorragendes «Saatgut» wäre aus Sicht von EVP-Kantonsrat Wolfgang Ackerknecht (Frauenfeld), wenn das Volk im Februar Nein zur Unternehmenssteuerreform III (USR III) sagen würde. Denn der Zuzug von internationalen Firmen und Organisationen – dieser werde vom Bund angestrebt, um die Steuerausfälle durch die USR III auszugleichen – bringe nicht nur Arbeit, sondern auch «mehr Zuwanderung, mehr Landverschleiss, mehr Verkehr, höhere Bodenpreise und Wohnungsmieten».
Nichts wissen will die EVP von der Aufhebung des Tanzverbotes an Karfreitag, Ostern, Pfingsten, dem eidgenössischen Dank-, Buss- und Bettag sowie Weihnachten. EVP-Kantonalsekretär Pascal Haller (Matzingen) sieht dadurch nicht nur das «christliche Erbe» gefährdet, sondern auch den Menschen an sich. Denn dieser gerate unweigerlich vermehrt in «Freizeitstress», wenn die gesetzlichen Feiertage als «bewusste Ruhe- und Erholungszeiten» fehlten.
Jung-EVP-Mann Manuel Reber (Romanshorn) möchte auf kantonaler Ebene einen Vorstoss zum Verbot von Tabakwerbung lancieren. Generell gebe es im Thurgau schon viele Suchtpräventionsangebote wie Kodex oder Lungenliga, doch tue man gut daran, kantonal noch mehr zu unternehmen, zumal Stände- und Nationalrat die Bestrebungen des Bundesrates, ein schweizweites Verbot für Tabakwaren einzuführen, torpediert hätten.
Kantonsrätin Doris Günter (Winden) bedrückt es, dass der «ökonomische Massstab» immer mehr Lebensbereiche infiziere. Dazu gehöre, dass immer mehr Pflegeheime auf staatlichen Druck die Dienstleistungen von Sterbehilfeorganisationen in ihren vier Wänden zulassen müssten. Es sei nicht die Aufgabe des Staates, dem Sterben Vorschub zu leisten. Denn mit der «Liberalisierung» des Freitodes nehme auch der gesellschaftliche Druck auf kranke ältere Menschen zu und führe zu «blasphemischen Schlagwörtern» wie «sozialverträgliches Frühableben». Für Günter ist klar, dass Pflegezentren die «letzte Heimstätte für Betagte und Schutzzone» bleiben sollen.