ORGANISATOR: Der Thurgauer Musicalmacher

Der Thurgauer Andreas Kliebenschädel ist Technischer Direktor der «West Side Story». Hinter den Kulissen managt er alles, damit die Welttournee mit einer Crew von 70 Personen gelingt.

Urs Brüschweiler
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Der Thurgauer Andreas Kliebenschädel hinter den Kulissen im Colosseum-Theater in Essen. (Bild: PD)

Der Thurgauer Andreas Kliebenschädel hinter den Kulissen im Colosseum-Theater in Essen. (Bild: PD)

Urs Brüschweiler

urs.brueschweiler

@thurgauerzeitung.ch

«Etwa fünf Stunden brauchen wir, um alles abzubauen. In dieser Zeit herrscht extreme Hektik», sagt Andreas Kliebenschädel. Gestern Abend war der Technische Direktor der Musical-Produktion noch im Colosseum Theater im deutschen Essen zu Gange. Die «West Side Story», die moderne Adaption von Shakespeares Romeo und Julia, die grosse Geschichte über den Konflikt zweier New Yorker Strassengangs, wurde hier an Silvester noch das letzte Mal aufgeführt. Jetzt folgt der Umzug. Fünf Sattelschlepper fuhren nächtens schon Richtung Zürich. «Eineinhalb Tage haben wir Zeit, um aufzubauen.» Die Show feiert am Abend des 3. Januar im Theater 11 Premiere. Am Nachmittag findet die Hauptprobe statt, bis dahin muss alles bereit sein.

Andreas Kliebenschädel dirigiert eine Show-Karawane von 70 Personen. Viel Verantwortung für den 34-Jährigen, der in Hauptwil aufgewachsen ist und heute in Bottighofen wohnt. «Um selber Musiker zu werden, hat es bei mir leider nie gereicht», erzählt er. Schon als Teenager begleitete er aber gerne junge Bands aus der Region bei Auftritten. Später fing der gelernte Elektriker und Technische Kaufmann an, selber Konzerte zu organisieren. «Irgendwann bin ich so hineingerutscht.» Vom Bühnenarbeiter über Stage- und Produktionsmanager folgte der Aufstieg bis zum Technischen Direktor einer Welttournee.

Andreas Kliebenschädel ist der Cheflogistiker und somit für fast alles zuständig und verantwortlich: Angefangen bei der Planung der Locations und dem Equipment für die Bühnen-Sets über die Hotels für die Crew und den Transport bis zum Catering und der Garderobenzuteilung für die Darsteller und das eigene Orchester. Die «West Side Story» ist nicht seine grösste Produktion. Beim Queen-Musical «We Will Rock You» war er schon dabei im Auftrag der BB-Promotion Group. Und für seinen Arbeitgeber, die Zürcher 360 Show Production AG, war er auch schon Projektleiter bei Konzerten und Festivals. Das «Rock am Ring», Adele, AC/DC, Bruce Springsteen oder Madonna stehen auf seiner Liste. Jetzt bei der «West Side Story» dabei zu sein, ist für den Musical-Fan ein Glücksfall. «Obwohl es eines der ältesten Musicals ist, ist die Story topaktuell.» Ihm gefällt die Musik von Leonard Bernstein, die grossartige Neuinszenierung und auch die Darsteller seien fantastisch. «Das ganze Paket passt.»

Ein Leben aus dem Koffer

Viel Glamour biete das Leben in der Showbranche für jene hinter der Bühne nicht. Aber man kenne die Stars natürlich. «Auf Tour sind wir alle eine grosse Familie.» Er lebt aus dem Koffer, reist ständig von einer Stadt zur nächsten. «So gut das klingt, manchmal ist es auch ein wenig einsam», sagt er. Denn viel Zeit zu Hause bleibt nicht. Umso mehr geniesst er es, wenn er im schönen Thurgau am geliebten Bodensee verweilen kann. «Das glaubt mir zwar niemand. Aber das Grösste für mich ist, wenn ich die Fenster öffnen kann und dann Kuhglocken höre.» Früher wollte er stets hinaus in die grosse, weite Welt. «Heute bin ich froh, wenn ich mal ein paar Tage Ruhe habe.» Aber solange die Arbeit Spass mache, denke er nicht ans Aufhören.

Noch bis am 15. Januar gastiert die «West Side Story» noch in Zürich, danach geht es weiter nach Dublin, dann nach Dubai. Und so geht es weiter, bis die Tournee im Frühjahr 2018 zu Ende geht.