Ho Narro, Frauenfeld ist närrisch. Am gestrigen Schmutzigen Donnerstag ist Emanuel Inäbnit als neuer Obernarr eingesetzt worden. Dem temporären Machtinhaber macht bei der Fasnacht keiner etwas vor. Denn er stammt aus Basel.
FRAUENFELD. In Frauenfeld regiert wieder die Narretei. Bis nächsten Dienstag übernimmt Obernarr Emanuel die Geschicke der Kantonshauptstadt. Zwei Hundertschaften Fasnächtler wohnen der Stadtübergabe bei. Stadtammann Carlo Parolari gibt Zepter und Kelch mehr oder weniger freiwillig ab. Traurig sei es, Macht abzugeben, sagt der Entthronte. Da hilft nur Bürgerwein aus dem Kelch. Für Emanuel Inäbnit ist derweil klar: Sein grosses Mundwerk habe ihn soweit gebracht. Ho Narro!
Das kann also heiter werden mit Obernarr Emanuel. «Ich bin einer, der gerne einmal <d'Schnorre ufriesst>. Aber dann mache ich es auch besser.» Dies die Ansage von Emanuel Inäbnit. Und zumindest was die Fasnacht betrifft, muss man ihm einfach glauben. Inäbnit stecken 30 Jahre Basler Fasnacht in den Gliedern. Beim Gedanken an die «drey scheenschte Dääg» beginnen seine Augen zu glänzen. Lange spielte er in Basel in einer Guggenmusik die Lyra – ein Glockenspiel. Eine Cortèges zu verpassen, war für den Obernarr ein absolutes No-Go. «In Sachen Fasnacht bin ich Vollblut-Basler.»
Den Basler hört man bei Inäbnit aber nicht heraus. «Wenn's sein muss, spreche ich perfektes <Baseldytsch>», sagt der Obernarr. Aber der Thurgau sei ihm mittlerweile genau gleich Heimat wie Basel, auch vom Dialekt her.
Was aber ganz sicher nicht gleich ist wie am Rheinknie: die Fasnacht. «Kein Vergleich.» In Frauenfeld müsse man nicht die ganze Zeit freinehmen, weil es eben nicht so streng sei. Aber die Frauenfelder Fasnacht mit ihrem alemannischen Einschlag sei auch spannend. Alles sei lokal gehalten und trotzdem politisch. Obernarr Emanuel gefällt diese Narrenfreiheit. Und was Inäbnit bei der Fasnacht nicht weniger wichtig ist: Dass sie eine lebendige, gelebte Tradition bleibt. Das Gute beibehalten und auffrischen. Diese positive Entwicklung erkennt Inäbnit in Frauenfeld wieder. Als er in den Thurgau kam, gab es die Beizenfasnacht. Mittlerweile würden die närrischen Tage von allen drei Fasnachtsvereinen gemeinsam zelebriert.
Was Inäbnit heutzutage zelebriert: das Kochen. Er habe zwar schon im Kindergarten gewusst, dass er Koch werden wolle. «Aber nun bin ich gottenfroh, dass das nicht mehr mein Beruf ist. So habe ich mehr Zeit, meine Freunde zu bekochen», erzählt Obernarr Emanuel. Kochen tut er alles gern. Immerhin hat er rund 600 Kochbücher daheim und 1000 Rezepte im Kopf.
Der Obernarr kann sich traditionell von zwei Damen «beschützen» lassen. Von einer Metzgete kennt Inäbnit seine eine Begleiterin Silvia Gahlinger. Er kocht bei dem Fleischschmaus mit. Und weil sie ihm in der Küche jeweils nicht im Weg stehe, schätze er Silvia. Die andere Frau an seiner Seite ist Jacqueline Erné, eine sehr gute Freundin. «Sie musste dabei sein.» Aber am Ende ist auch für Inäbnit klar: «Ohne meine Frau Bettina und meine Tochter Tabea wäre ich nicht Obernarr.»