Nicht für alle die erste Priorität

Die Ostschweizer Regierungen stehen hinter der Y-Idee. Doch nicht für alle ist sie vorrangig. Der Thurgau fordert den Brüttener Tunnel – auch für St. Gallen.

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«Die Y-Idee ist keine Konkurrenz zu bereits formulierten Ideen, sondern ein guter Ansatz für die Weiterentwicklung des Verkehrs auf der Nord-Süd-Achse», sagt der St. Galler Regierungsrat Beni Würth. Er denke da ganz pragmatisch, bei Visionen ein «Erstgeburtsrecht» zu diskutieren, bringe wenig. Aus St. Galler Sicht sei es wichtig, «dass der Hauptknoten der Ostschweiz, der Bahnhof St. Gallen, gut eingebunden wird», betont Würth. Der Y-Vision müsse nun eine Infrastrukturstudie folgen, um sie konkreter zu machen.

Bund muss nachbessern

Die Ostschweizer Kantone müssten nun im Rahmen der parlamentarischen Beratung dafür einstehen, dass im Gesamtkontext der Ausbauprogramme Fabi/Step bereits Aufgegleistes auch tatsächlich umgesetzt werde.

Den Vorschlag für einen Ausbau der Rheintal- und der Seelinie machten die Kantone Thurgau, Schaffhausen und Graubünden schon vor vier Jahren. Das zuständige St. Galler Amt habe damals wenig Interesse an der Studie gezeigt, sagt Werner Müller, der Leiter der Thurgauer Abteilung Öffentlicher Verkehr.

Dass der Thurgau das Projekt nicht stärker verfolgt hat, hänge mit den Bedürfnissen des Kantons zusammen, erklärt der Thurgauer Volkswirtschaftsdirektor Kaspar Schläpfer. Erste Priorität sei der Bau des Brüttener Tunnels, um den Flaschenhals zwischen Zürich und Winterthur zu beseitigen. Nur so könnten die Zugsverbindungen vom Thurgau nach Zürich ausgebaut werden. Dies liege im Interesse des Kantons St. Gallen, der bessere Verbindungen nach Zürich fordere. In zweiter Priorität unterstütze der Thurgau aber das Bodensee-Y. «Für die Schnellzugsverbindung von St. Gallen nach Konstanz sollen zwei Bahnhöfe an der Seelinie ausgebaut werden. Weitere Ausbauten seien vorerst nicht nötig, sagt Müller.

Appenzell fordert Support

Innerrhodens Landammann Daniel Fässler spricht ebenfalls den Bahnhof Gossau an. «Ich unterstütze Projekte, die für die ganze Ostschweiz einen Vorteil bringen, gern.» Aber: Innerrhoden erwarte die Mithilfe des Kantons St. Gallen bei der Haltestellenpolitik Gossau. Dort ist geplant, dass bald keine Schnellzüge mehr halten sollen. Dies würde für Inner- und Ausserrhoden einen grossen Nachteil bedeuten, sagt Fässler.

«Die Anliegen der Ostschweiz einzubringen, kann ich nur unterstützen. Die Region wurde bisher massiv benachteiligt», sagt Marianne Koller-Bohl, Ausserrhoder Volkswirtschaftsdirektorin. Sie ist ebenfalls der Meinung, dass im Rheintal der Bedarf für eine Doppellinie besteht. «Jede Beschleunigung ist auch ein Vorteil für die Anbindung ans Appenzellerland», sagt sie. (cz/hal/mf)