Die 15jährige Livia Wattinger aus Ermatingen ist erfolgreichste Seifenkistenfahrerin der Schweiz. Sie holte, was keinem Mädchen vor ihr je gelang – Meistertitel und Cupsieg.
ERMATINGEN. Livia Wattinger knackt eine Bubendomäne. Als erstes Mädchen in der Schweiz überhaupt fuhr sie den Meistertitel ein. Vor ein paar Tagen holte sie noch den Lista-Cupsieg. Die 15-Jährige aus Ermatingen weiss um ihre Stärke: «Nerven habe ich schon.» Beim letzten Rennen etwa war sie im ersten Lauf zu schnell, so dass es für eine Schikane nicht mehr reichte. Deshalb durfte sie sich in den nächsten beiden Läufen keinen Patzer mehr erlauben. In solchen Situationen flattern bei Livia Wattinger die Nerven nicht. Im dritten Lauf errang sie sogar noch die Tagesbestzeit.
Die Meisterpilotin aus Ermatingen liebt schnelle Strecken wie die in Wetzikon. Es handelt sich um eine Hauptstrasse, die ins Tal führt. «Da ist alles drin, Kurven und gute Schikanen», sagt die 15-Jährige. Auf dieser Strecke holte sie auch den Meistertitel mit drei Sekunden Vorsprung. Das ist sehr viel, oft liegt die Konkurrenz Hundertstel Sekunden auseinander.
Die Jahre zuvor fuhr die Ermatingerin oft auf den vierten Platz. Ihre grösste Konkurrenz ist inzwischen zu alt für die Seifenkiste. Nun bleibt ihr noch die kommende Saison, bis sie selbst nicht mehr starten darf. Ihren Bruder überrundet sie nicht mehr, denn der durfte sich dreimal Schweizer Meister nennen. Inzwischen ist er auf den Kartsport umgestiegen. Seine Schwester hat allerdings andere Hobbies. Im Winter widmet sie sich dem Eiskunstlauf in Kreuzlingen. Ausserdem nutzt sie die Wochenenden ausserhalb der Saison, um sie mit den Kollegen zu verbringen. Livia Wattinger besucht die dritte Sek in Ermatingen. Eine Lehrstelle als Kauffrau bei einer Bank hat sie auch schon, danach will sie die Matur machen.
Ermatingen ist eine Seifenkisten-Hochburg. Regelmässig wird in der Saison nahe des Wolfsbergs trainiert, die Eltern sichern die Strecke. Drei Piloten nutzen diese Gelegenheit regelmässig, alle um die 15 Jahre alt. «Der Nachwuchs fehlt», sagt Mutter Ursula Wattinger, die sich im Vorstand der IG Seifenkistenrennen Ermatingen engagiert. Es mangele weniger an interessierten Kindern, sondern mehr an der Zeit der Eltern. «Es ist ein Familiensport, die Eltern müssen dahinterstehen», sagt Wattinger. Sie selbst erlebt die Renn-Wochenenden als sehr förderlich fürs Familienleben. «Dann sind wir den ganzen Tag zusammen und viel draussen.»