Wieso heisst das Frauenfelder Stadtcasino Casino? Dort hatte es doch noch nie Glücksspielautomaten und Black-Jack-Tische.
Wieso heisst das Frauenfelder Stadtcasino Casino? Dort hatte es doch noch nie Glücksspielautomaten und Black-Jack-Tische.
Ein Casino war im 19. Jahrhundert eine Räumlichkeit, in der die gehobene Gesellschaft zusammenkam. Während Politiker, hohe Beamte und Offiziere der Schweizer Armee in Frack Gentlemen spielten, präsentierten die Damen ihre weiten Stickereikleider. Nebst Tanzbällen und Festen amüsierten sie sich mit klassischer Musik und gehobener Literatur. Glücksspiele standen erst allmählich auf dem Programm. Somit entstanden in Nobelkurorten wie etwa Monte Carlo und St. Moritz eine neue Art von Casinos, die abwertend auch Spielhöllen genannt wurden.
Nach Plänen von 1898 wurde rechts vom Hotel «zum Bahnhof» an der Oberstadtstrasse in Frauenfeld der Bahnhofsaal gebaut. Der Saal hatte eine Bühne und bot Platz für 500 Sitzplätze. Bald hiess die Räumlichkeit Theatersaal und später Casino. Besitzerin des Hotels «zum Bahnhof» und des Saals war die Actienbrauerei Frauenfeld. Gemäss der Stadtgeschichte von Gnädinger und Spuhler gab die Besitzerin 1943 ein Renovationsprojekt für das Hotel und den Theatersaal in Auftrag, da der veraltete Saal nicht mehr den Bedürfnissen der Stadt entsprach. Die Eigentumsverhältnisse änderten sich laufend, und die Erwartungen an die Nutzung waren unterschiedlich.
1953 hiess der Stadtrat ein Baugesuch des damaligen Hoteliers zur Umnutzung des Theatersaals gut. Im Erdgeschoss entstand ein Ladenlokal, und durch den Einzug einer Decke wurden darüber Hotelzimmer und Büroräume gebaut. Der Saal konnte daher nicht mehr genutzt werden. Wegen des Verlusts wollte die Bahnhofsaal AG – später Casino AG – mit den Hauptaktionären Dumelin und Tuchschmid auf der Ostseite des Hotels wieder einen Saal anbauen. Das Stimmvolk von Frauenfeld nahm die Abstimmungsvorlage mit 77 Prozent an.
2004 übernahm die Stadt nach erfolgreicher Volksabstimmung das Casino als stadteigenen Betrieb. «Rund 26 500 Gäste haben im vergangenen Jahr 133 Veranstaltungen im Casino Frauenfeld besucht», bilanziert Amtsleiter für Jugend, Sport und Freizeit Fabrizio Hugentobler. Dies entspreche einer durchschnittlichen Auslastung, und der Ertrag konnte stabil gehalten werden.