DIESSENHOFEN. Schätzungsweise 2000 Besucher zieht der Martinimarkt jedes Jahr an. Sogar Heimweh-Diessenhofer kehren dann ins Rheinstädtchen zurück, um die gut 100 Marktstände und den Lunapark zu geniessen.
«Sie sehen mich schon, ich trage ein orangefarbenes Gwändli.» Tatsächlich: Marktchef Erich Milz von der Stadt Diessenhofen war gestern den ganzen Tag auf dem Martinimarkt unterwegs. Er organisiert diesen Markt zum 20. Mal. Dennoch sagt er: «Routine gibt es nie.» Inzwischen machen ihm die vielen wilden Marktfahrer aus den Nicht-EU-Ländern zu schaffen: «Die probieren es einfach.» Liegt keine Bewilligung vor, bleibt Erich Milz aber hart. Dabei verliert er nie eine gute Mischung der Marktstände aus dem Blick. Das wird vor allem dann schwierig, wenn am ersten Markttag Lücken entstehen, weil Standbesitzer nicht vorfahren. Dennoch will er diese Lücken nicht etwa mit Kleiderhändlern füllen, deren Angebot sich gleicht.
Mit Marktchef Milz über den Martinimarkt zu gehen, heisst, in die Geschichte des Marktes einzutauchen. Der gehört zur mittelalterlichen Stadt einfach dazu: «Markt ist Kultur», sagt Milz. Er kennt viele Standbesitzer schon lange. Den Lunapark etwa baute traditionell Friedrich Müller aus Kreuzlingen auf. «Jetzt haben das die Tochter und der Schwiegersohn übernommen», weiss Milz. Auch bei der Confiserie gab es einen markanten Wechsel. Mathilde Aeberli kam über 50 Jahre aus Dübendorf nach Diessenhofen auf den Markt, nun übernimmt das ihr Nachfolger Daniel Leuthard aus Stetten.
Der langjährige Marktchef erinnert sich an wenig Negatives. Einmal habe er für die Standmiete einen gefälschten Geldschein einkassiert und ein einziges Mal musste er die Polizei rufen – jemand wollte partout politisch werben, obwohl das verboten ist.
Am meisten freut sich Milz über die kleinen Marktbesucher. Für die gibt es heute Montag extra schulfrei, damit sie den Martinimarkt auch voll auskosten.