Der erste Vorleseabend im Phönix-Theater in Steckborn mit fünf abwechslungsreichen Texten ist richtig gut gelungen
STECKBORN. In Steckborn wird offensichtlich viel und gern gelesen, das hat der erste Vorleseabend im Phönix-Theater Steckborn gezeigt. Nicht nur die fünf Vorlesenden lesen viel, sondern auch die Zuhörenden, die mit Spannung und Freude zuhörten. Ein Experiment, das zu einem schönen Erfolg geworden ist und wiederholt werden soll. Es lasen Marianne Guhl, Maya Willi, János Buchwardt, Adrian Rieder und Philippe Wacker selbst.
Ein weiter literarischer Bogen spannte sich über den Leseabend. János Buchwardt begann mit «Der Unterpräfekt in der Natur», von Alphonse Daudet über einen feinen Herr mit Kutsche, Kutscher und Lakai, der eine Rede vorbereiten muss, aber nicht über « Meine Herren, liebe Untergebene» hinauskommt. Schliesslich liegt er auf dem Bauch in einem kleinen Wäldchen, lässt sich von der Natur um ihn herum inspirieren und «macht Verse».
Im Hindukusch spielte der Text, den Maya Willi vorlas. «Samira & Samir» von Siba Shakib. Der ernste Text beschreibt, wie das Mädchen Samira zu Samir werden muss, da es eine Schande sei, wenn das erstgeborene Kind ein Mädchen ist. Wie Samira/Samir sich damit auseinandersetzt, das wird sehr dicht beschrieben. Philippe Wacker las von Christoph Ransmayr «Atlas eine ängstlichen Mannes», in dem sich in einer Person Geschichte, jüdisches Schicksal. Vergangenheit, Gegenwart, Tod und das Symbol des Lebens, ein tausendjähriger Baum, vereinen.
Marianne Guhl las «Ein Sommer in Venedig» von Wlodzimierz Odojewski. Es geht um den Jungen Markus, der sich auf eine Reise nach Venedig freut, aber der Kriegsausbruch 1939 verhindert das. Er muss zu seiner Tante Veronika, die er zwar gerne mag, trotzdem ist er sauer. Der Roman besticht durch Witz und Humor. Den Abschluss bildete von Alex Capus «Eigermönchundjungfrau», gelesen von Adrian Rieder. Hier durfte herzlich gelacht werden. Der Ich-Erzähler trinkt seinen Morgenkaffee mit der Bedienung Rosana. Eines Tages ist sie spurlos verschwunden, fünf Tage später taucht sie wieder auf, ziemlich voll von Wein.