Landerwerb bremst Radweg aus

Im nächsten Jahr will der Kanton zwischen Lanzenneunforn und Herdern einen Radweg bauen und so den Schulweg sicherer machen. Ein Landbesitzer stellt sich nun quer, weil er eine andere Routenwahl bevorzugt.

Stefan Hilzinger
Drucken
Nicht erwünscht, weil gefährlich: Radwege – wie hier zwischen Herden und Hüttwilen – sollen andere Strassen möglichst nicht queren müssen, sagen Kanton und Gemeinde. (Archivbild: Susann Basler)

Nicht erwünscht, weil gefährlich: Radwege – wie hier zwischen Herden und Hüttwilen – sollen andere Strassen möglichst nicht queren müssen, sagen Kanton und Gemeinde. (Archivbild: Susann Basler)

HERDERN. Vor einem Jahr stellten der Kanton und die Gemeinde Herdern die Pläne für eine Radwegverbindung zwischen den Gemeindeteilen vor (die TZ berichtete). Die 2,4 Kilometer lange Verbindung soll auf der Nordseite der Kantonsstrasse zu liegen kommen. Die Kosten werden mit 1,4 Millionen Franken beziffert. Von dem Vorhaben sind ein halbes Dutzend Grundeigentümer betroffen. Der Radweg soll im Jahr 2013 gebaut werden.

Die Grundeigentümer haben vom Kanton nun einen Vertrag zugestellt erhalten, der die Formalitäten des Landerwerbs durch den Kanton regelt. «Das Prozedere steht mit einer Ausnahme unter guten Vorzeichen», sagte Frau Gemeindeammann Cornelia Komposch vergangene Woche an der Gemeindeversammlung.

Andere Vorstellungen

Die Ausnahme ist der Abschnitt vom Rosenbach unweit von Wilen bis zum Dorfeingang von Herdern. 800 bis 900 Quadratmeter Land sollte der Landwirt Bernhard Stäheli für den neuen Radweg zwischen Lanzenneunforn und Herdern hergeben. Doch Stäheli hat andere Vorstellungen als der Kanton und die Gemeinde und will sein Land nicht hergeben.

«Ich bin mit der Streckenführung nicht einverstanden», sagt Stäheli. Viel lieber sähe er es, wenn die Schülerinnen und Schüler beim Einlenker unterhalb von Wilen die Strasse queren und dann über eine Nebenstrasse durchs freie Feld zum Primarschulhaus Steinler und von dort weiter in die Oberstufe nach Hüttwilen fahren würden.

Queren ist gefährlich

Dies wollen aber der Kanton und die Gemeinde nicht. «Wir erachten es als zu gefährlich, wenn die Velofahrer dort die Strasse queren müssen», sagt Cornelia Komposch. Aus Erfahrung wisse sie, dass auf der Strecke oft schneller als erlaubt gefahren werde.

Stäheli stört sich ausserdem an der Linienführung direkt beim Herdermer Dorfeingang. Der separate Radweg endet dort. Das Radwegprojekt sieht vor, die Velofahrer weg von der Kantonsstrasse über die Berghofstrasse zu leiten. «Wenn schon, dann sollen die Schüler ab hier auf der südlichen Strassenseite bis zur Einfahrt zum Schulhaus geführt werden», sagt Stäheli. Dies ist für den Kanton und die Gemeinde wiederum keine Lösung, weil auch hier die Radfahrer die Kantonsstrasse queren müssten. «Wir erachten die Route über die Berghofstrasse als die sicherste Variante für Primarschüler», sagt Komposch. Es sei selbstredend den Radfahrern freigestellt, weiter auf der Kantonsstrasse dorfeinwärts zu fahren.

Dann doch bitte Realersatz

Im Zusammenhang mit dem möglichen Landverlust durch das Radwegprojekt bringt Landwirt Bernhard Stäheli ein weiteres Thema zur Sprache: «Wenn ich schon Land abgeben muss, dann hätte ich dafür am liebsten Realersatz.» Das heisst, ein anderes Stück Land im Gegenwert der abgetretenen Fläche. Gemeindeammann Cornelia Komposch signalisiert Verständnis für dieses Anliegen. «Wir prüfen verschiedene Optionen», sagt sie. Allerdings sei es für die Gemeinde nicht einfach, Ersatz zu beschaffen. «In der Regel sind weitere Landbesitzer betroffen, die ihrerseits Hand bieten müssen», sagt Komposch.

Gibt es keine Einigung, bleibt dem Kanton und der Gemeinde als letztes Mittel die Enteignung. Doch diese Zwangsmassnahme wird im Kanton Thurgau nur sehr selten angewendet, ist von Kantonsingenieur Andreas Heller zu erfahren (siehe Kasten).

Ein alter Wunsch

Eine sichere Veloverbindung zwischen Lanzenneunforn und Herdern steht schon seit längerer Zeit auf der Wunschliste der Gemeinde Herdern. Als sich die Primarschulen von Dettighofen-Lanzenneunforn und Herdern Anfang 2009 zur neuen Schulgemeinde Herdern-Dettighofen zusammengeschlossen haben, wurde das Thema akut. «Es ist früher oder später damit zu rechnen, dass nebst den Oberstüflern auch Schülerinnen und Schüler der Mittelstufe zwischen den Schulstandorten pendeln werden», erklärt Cornelia Komposch.

Als Folge des Radwegs soll die Gabelung bei der früheren Gärtnerei Kohler in einen Kreisel umgebaut werden.