Keiner zu klein, um Wahrzeichen zu sein

FRAUENFELD. Einen Dresscode kennen die Thurgauer Regierungsräte nicht. Sie haben jedoch ein gemeinsames Erkennungszeichen, den Thurgauer Pin. Die beiden Frauen in der Regierung allerdings tragen ihn nicht.

Evi Biedermann
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Staatsschreiber Rainer Gonzenbach präsentiert den Thurgauer Pin. (Bilder: Nana do Carmo)

Staatsschreiber Rainer Gonzenbach präsentiert den Thurgauer Pin. (Bilder: Nana do Carmo)

Carmen Haag müsse sich keine neue Garderobe kaufen, stand kurz nach ihrer Wahl als neue Regierungsrätin in unserer Zeitung. Denn einem Dresscode unterliegen die Thurgauer Magistraten nicht. Auf dem Bild, das den Thurgauer Regierungsrat in der neuen Zusammensetzung zeigt, gibt es dennoch ein verbindendes Element zwischen den Mitgliedern.

Freiwillig und mit Stolz

Man muss allerdings genau hinschauen, denn der kleine Anstecker am Jackett der Männer sticht nicht ins Auge. Und schon gar nicht ist zu erkennen, was für ein Signet er trägt. Ein Rätsel bleibt zudem, warum bei Monika Knill und Carmen Haag nichts dergleichen zu sehen ist. Die Frauen tragen keinen Anstecker. Könnte es bedeuten, dass sich die Frauen in der Thurgauer Exekutive nicht bestechen lassen?

Der Pin trägt das Thurgauer Wappen, teilt Rainer Gonzenbach auf Anfrage mit. Ihn zu tragen sei weder Zwang noch Ehrensache. «Wer ihn trägt, tut dies freiwillig, mit Stolz und mit Freude», stellt der Staatsschreiber klar. Kaufen kann man ihn nicht, denn der Thurgauer Pin wird nur einem Kreis von kantonalen Repräsentantinnen und Repräsentanten abgegeben, im Sinn der Verbundenheit mit dem Kanton, erklärt Gonzenbach. Dazu gehören Regierungsrat, Mitglieder des Grossen Rates, kantonale Amtschefinnen und Amtschefs. Der Pin werde «eigentlich verliehen», präzisiert Gonzenbach, aus diesem Grund sei er auch nicht frei erwerblich. «Das wahrt ihm eine gewisse Exklusivität.»

Im Jubiläumsjahr entstanden

Seinen Ursprung hat der Sticker im Jubiläumsjahr 2003, als der Thurgau seinen 200. Geburtstag feierte. Seither gilt er bei Anlässen als Kennzeichen der offiziellen Vertretungen des Kantons. Von der Bevölkerung werde der Pin wohlwollend wahrgenommen, sagt der Staatsschreiber. «Wir werden immer wieder positiv darauf angesprochen.»

Kein Knopfloch, kein Sticker

Was aber ist mit den Frauen, warum tragen die beiden Regierungsrätinnen das gelobte und vielbeachtete amtliche Erkennungszeichen nicht? Der Grund dafür liegt beim Knopfloch, das beim Damenblazer – im Gegensatz zum Herrenveston – häufig fehlt. «Es wäre kaum möglich, einen Sticker anzuheften, ohne den Stoff zu beschädigen», sagt Gonzenbach. Für Monika Knill ist es zudem eine Geschmackssache. «Einen Pin an gewissen Damenkleidern finde ich einfach ästhetisch ein No-Go», erklärt die Regierungsrätin. Sie trage den Thurgau im Herzen, ungeachtet davon, wo ihr Thurgau-Pin sich gerade befinde.

So oder so: Die Idee, angesichts der steigenden Anzahl Frauen in der Regierung und im Repräsentanten-Pool einen Sticker mit broschenähnlicher Befestigungsnadel erstellen zu lassen, schliesst Gonzenbach nicht aus. Monika Knill sieht eine weitere frauenfreundliche Möglichkeit. «Vielleicht sollte ich den Pin als Ohrring tragen», resümiert die Magistratin in ihrem E-Mail.

Rainer Gonzenbach Staatsschreiber (Bild: Nana do Carmo)

Rainer Gonzenbach Staatsschreiber (Bild: Nana do Carmo)