Kein vergleichbares Parkprojekt

Der erste St. Galler Naturpark ist vom Tisch. Geplant war er im Neckertal. Am Wochenende hatten drei von vier betroffenen Gemeinden dagegen gestimmt. Im Kanton St. Gallen sind derzeit keine ähnlichen Naturpärke geplant.

Sina Bühler
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Zwischen den Gemeinden Hemberg und Neckertal mit St. Peterzell hätte der Naturpark entstehen sollen. (Bild: Urs Jaudas)

Zwischen den Gemeinden Hemberg und Neckertal mit St. Peterzell hätte der Naturpark entstehen sollen. (Bild: Urs Jaudas)

Am 30. November haben die vier Gemeinden Hemberg, Neckertal, Schönengrund und Oberhelfenschwil über die Errichtung des Regionalen Naturparks Necker abgestimmt. Angenommen wurde das Projekt nur in Oberhelfenschwil, mit 51 Prozent. Die übrigen drei Gemeinden haben das Ansinnen abgelehnt – der erste St. Galler Naturpark ist damit vom Tisch. Dieser Entscheid mag bekannt vorkommen. Bereits 2007 scheiterte ein geplanter Naturpark Toggenburg-Werdenberg, nachdem Wildhaus, Alt St. Johann und Nesslau den entsprechenden Planungskredit abgelehnt hatten.

Erfolgsmodell Pärke

Christoph Grosjean ist beim Bundesamt für Umwelt (Bafu) Kommunikationsbeauftragter für die Schweizer Pärke. Er bedauert, dass der Neckertaler Park nun nicht entstehen kann. «Es ist schade, es wäre ein gutes Projekt gewesen. Aber weil die Schweizer Pärke nicht von Bern aus geplant, sondern von den Gemeinden getragen werden müssen, respektieren wir das natürlich.» Schaut man auf die Pärke-Karte des Bafu, fällt auf, dass die Ostschweiz ein blinder Fleck ist. Überall sonst in der Schweiz finden sich Regionale Naturpärke. Die Pärkepolitik des Bundes sei ein grosser Erfolg, meint Grosjean. «Ursprünglich hoffte man etwa auf zehn Pärke in der ganzen Schweiz. Und heute sind es – zusammen mit den aktuellen Kandidaten – bereits 19.» Dass diese von der Bevölkerung getragen werden müssen, habe aber mehr als einen finanziellen oder gesetzlichen Hintergrund, sagt Grosjean. «Sobald sich die Bevölkerung aktiv beteiligen kann, wird ein solcher Park zum eigenen Projekt. Das verstärkt die Schutzwirkung.»

Input muss von Basis kommen

Auch Guido Ackermann, Leiter der Abteilung Natur und Landschaft beim Kanton St. Gallen, bedauert den Entscheid. «Es ist tragisch, wenn jene Personen, die begeistert solche Ideen antreiben, keinen Erfolg damit haben.» Der Entscheid sei natürlich zu akzeptieren. Derartige Projekte müssten zwingend von der Basis angeschoben werden. Es könne nicht vom Bund, vom Kanton oder von den Gemeinden verordnet werden.

Sind im Kanton St. Gallen vergleichbare Projekte geplant? Zurzeit seien ihm keine bekannt, sagt Guido Ackermann. «Für den abgelehnten Park im Neckertal hätten im Gegensatz zu anderen Pärken von nationaler Bedeutung keine neuen Auflagen und Vorschriften geschaffen werden müssen», sagt er.

Nicht nur in St. Gallen abgelehnt

Dass sich die Mehrheit der betroffenen Bevölkerung dennoch nicht von einem solchen Projekt überzeugen lässt, ist aber keine St. Galler Besonderheit. Der Naturpark Thunersee-Hohgant im Kanton Bern wurde vor drei Jahren von der Bevölkerung abgelehnt, das Projekt auf dem Thurgauer Seerücken wurde noch vor einer Abstimmung sistiert. Dasselbe passierte jüngst im Wallis mit dem geplanten Naturpark Simplon.

Der Naturpark Schaffhausen hingegen – der das Gesuch beim Bafu gleichzeitig mit den St. Gallern und den Wallisern gestellt hatte – ist als einziger auf Kurs: Vor einer Woche hat bereits die elfte Gemeinde den Beitritt zum Projekt beschlossen. Es wäre nicht nur der erste Park in der Ostschweiz, sondern auch der allererste grenzüberschreitende im Land. Falls er den Betrieb wie geplant 2018 aufnimmt, lässt sich vielleicht auch im Kanton St. Gallen wieder ein Verein begeistern, der einen neuen Anlauf unternimmt.