Kein Imageverlust wegen kontaminiertem Honig

FRAUENFELD. Im Kanton Thurgau darf 3,2 Tonnen Honig nicht verkauft werden. Grund ist ein zu hoher Streptomycin-Wert. Die Kontrollen funktionieren, ist der Präsident der Bienenzuchtvereine Werner Hanselmann überzeugt.

René Rödiger
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Aus dem Kanton Thurgau kommen jährlich rund 80 Tonnen Honig in den Verkauf. (Bild: Keystone)

Aus dem Kanton Thurgau kommen jährlich rund 80 Tonnen Honig in den Verkauf. (Bild: Keystone)

"Honig ist ein Naturprodukt und jegliche Fremdstoffe haben nichts darin zu suchen", stellt Werner Hanselmann, Präsident des Verbandes Thurgauer Bienenzuchtvereine, gleich klar. Der Grenzwert von 0,01 Milligramm Streptomycin pro Kilogramm Honig sei aus einer Notlage entstanden.

Als Anfangs Mai der Feuerbrand im Kanton immer stärker wütete, wurden auch die Rufe der Obstbauern nach Streptomycin immer lauter. Grosse Obstkulturen wurden flächendeckig mit dem Antibiotikum gespritzt, um eine weitere Ausbreitung der Pflanzenkrankheit zu verhindern. Dass in "Mostindien" mehr Streptomycin eingesetzt wurde als in anderen Kantonen, liegt auf der Hand.

Kompromisslösung
Die Bienenzüchter waren sich stets bewusst, dass Spuren des Mittels auch in den Honig gelangen würde. "Wir haben für uns die Hälfte des in der EU zulässigen Wertes für Fremdstoffe im Honig verlangt", sagt Hanselmann. Die 0,01 Milligramm seien eine Kompromisslösung.

In einer Arbeitsgruppe sei anschliessend das weitere Vorgehen besprochen worden. Hanselmann sagt: "Wir sind zum Schluss gekommen, dass wir stets offen aufklären und informieren wollen. Nur so kann das Vertrauen in den Honig aufrecht erhalten werden."

Engmaschiges Kontrollnetz
Jeder Honig aus dem Kanton wurde getestet. Dennoch hat auch Hanselmann keine Illusionen: "Schwarze Schafe gibt es immer. Es wäre jedoch für uns eine Katastrophe, wenn bei einem unserer Honige noch Spuren von Streptomycin entdeckt werden würde."

Aber er glaubt nicht, dass durch die 3,2 Tonnen kontaminierten Honigs ein Imageschaden entstanden sei. "Langfristig zahlt sich das offene Informieren immer aus", ist Hanselmann überzeugt.

Entschädigung
Der Obstverband hat sich bereit erklärt, die betroffenen Imker zu entschädigen. Er bezahlt für Mengen unter 150 Kilogramm Honig einen Kilopreis von 20 Franken, darüber werden 18 Franken bezahlt.

"Davon wird kein Imker reich", stellt Hanselmann klar. Er ist jedoch zufrieden mit dem Angebot: "Man kann sicher sagen, dass dies ein fairer Preis ist. Für beide Seiten."