Nach dem Schiffbruch mit dem Baukredit an der Versammlung letzter Woche rauft sich die Schulbehörde zusammen. An der Rechnungsgemeinde im April wird sie die geforderte paritätische Arbeitsgruppe einsetzen.
Stefan Hilzinger
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Die Arbeitsgruppe hätte viel früher kommen müssen. Davon ist Jacqueline Müller, Pfyner Gemeindepräsidentin und Schulbürgerin von Herdern-Dettighofen, überzeugt. «Mir ist nichts anderes übrig geblieben, als an der Versammlung den Rückweisungsantrag zu stellen.» Am Donnerstag vor einer Wochen schickte die Mehrheit der Schulbürger das Umbau- und Sanierungsgeschäft ohne Entscheid an die Behörde zurück. Damit bleibt die Standortfrage vorerst ungelöst (siehe rechts).
Müller ist froh, dass es an diesem Abend nicht zur Diskussion über die Kreditvorlage an sich gekommen ist. «Was haben denn die Kinder davon, wenn sich die Eltern in der Standortfrage gegenseitig auf die Kappe geben?», sagt sie. Das habe keine Zukunft. Die Schulbehörde habe gründlich und mit viel Herzblut gearbeitet, räumt sie ein, deshalb sei es ihr nicht leicht gefallen, den Antrag zu stellen. Doch die Vorzeichen hätten zu schlecht gestanden. «60 Prozent sprachen sich an der Konsultativabstimmung für eine Lösung mit zwei Standorten aus. Der Projektierungskredit für das nun zurückgewiesene Vorhaben hatte nur eine hauchdünne Mehrheit», sagt Müller. Das sei keine tragfähige Basis für einen solch radikalen nächsten Schritt. Sie habe die Schulbehörde schon zu Beginn des Prozesses darauf aufmerksamgemacht, die Standortfrage unter Einbezug der Bevölkerung zu klären.
Seit 2013 ringt die Primarschulgemeinde Herdern-Dettighofen mit der Standortfrage. Präsident Patrick Siegenthaler hätte sich nun endlich einen Entscheid gewünscht. Trotz Ärger und Enttäuschung bleibt die Behörde mit Mitgliedern aus allen drei Dörfern im Amt. Das bestätigt Siegenthaler im Anschluss an eine Sitzung am Dienstagabend. Er ist weiter überzeugt von der Lösung mit der Konzentration des Schulbetriebes in Herdern. «Aus schulischer Sicht bleibt dies die beste Lösung, die gar mit bestehenden Liegenschaften umgesetzt werden kann.» Rein finanziell betrachtet sei es bei gleichzeitigem Erhalt der Mehrzweckhalle Lanzenneunforn sogar lediglich die zweitbeste Lösung.
An der Rechnungsgemeinde am 19. April soll nun die paritätische Arbeitsgruppe mit je drei Mitgliedern aus der Bevölkerung aller drei Ort eingesetzt werden. Siegenthaler hofft, das sich dann auch genügende Freiwillige melden, um mitzuarbeiten – «vorzugsweise Eltern von schulpflichtigen Kindern».
Nun führt wohl kein Weg an einer Lösung mit zwei Standorten in Herdern und Lanzenneunforn vorbei. «Schon vor der Versammlung vergangener Woche haben wir uns dazu Gedanken gemacht», sagt Siegenthaler. Die Zeit der grossen Würfe ist vorerst vorbei. Im Hinblick auf die Konzentration in Herdern habe die Behörde verschiedene bauliche Arbeiten zurückgestellt. Diese würden nun im Rahmen des ordentlichen Unterhalts in Angriff genommen.
Für den Herdermer Gemeindepräsidenten Ulrich Marti ist das der richtige Weg: «Man darf die gesellschaftlichen Aspekte nicht unterschätzen. Die Zeit ist für einen einzigen Schulstandort schlicht noch nicht reif.» Möglicherweise sei dies dann in zehn bis 15 Jahren der Fall. «Dann wissen wir auch, was wir mit den nicht mehr benötigten Schulanlagen mit Blick auf die raumplanerischen Rahmenbedingungen machen können und dürfen.»
Bei aller Skepsis betrachtet die Schulbehörde die Arbeitsgruppe als Chance. «Bisher haben unzählige Partikularinteressen die aus schulischer Sicht gute Einstandortlösung verhindert», sagt Siegenthaler. «Herdern muss sich auch in die Lage von Lanzenneunforn und Dettighofen versetzen», sagt Pfyns Gemeindepräsidentin Jacqueline Müller.