Am Open Air Frauenfeld ist eine grosse Zahl Zelte, Schlafsäcke und Kleider zurückgeblieben. Christian Fischer sammelte das Material mit 24 freiwilligen Aktivisten ein. Am Sonntag transportierten die Helfer die Sachen ab, um Flüchtlingen in Frankreich zu helfen.
Herr Fischer, Sie haben am Open Air Frauenfeld 70 Zelte, 50 Schlafsäcke, Matten, Kleider und Schuhe eingesammelt. Was passiert damit?
Christian Fischer: Wir haben alles verpackt und eingelagert, nachdem wir es auf der Allmend nach dem Open Air zusammengelesen hatten. Letzten Sonntag haben Helfer die Zelte und weiteres Material nach Calais in Frankreich gebracht.
Warum nach Calais?
Fischer: Dort geht es an Flüchtlinge, die auf der Durchreise nach England sind. Weil die Polizei ihr Lager von Zeit zu Zeit räumt, können sie die Zelte gut gebrauchen.
Sie leisten Entwicklungshilfe?
Fischer: Im Gegenteil. Wir wollen auf Augenhöhe mit den Flüchtlingen arbeiten und sie unterstützen, eine Gönnermentalität ist fehl am Platz. Europa soll offen und solidarisch sein.
Wie haben Sie das finanziert?
Fischer: Wir waren 25 Freiwillige, welche die Sachen einsammelten. Als die Berner Bleiberecht-Organisation «Solidarité sans frontières» davon erfuhr, lancierten sie die «wemakeit»-Kampagne, die viel Geld einbrachte.
Wie haben die Freiwilligen zusammengefunden?
Fischer: Ursprünglich starteten wir zu viert einen Feldversuch am OpenAir St. Gallen. Zusammen mit einem Kollegen der autonomen Vereinigung «Mondoj», dem Ostschweizer Verein der «Eritreer» für Solidarität und nationale Rettung und den St. Galler Bleiberecht-Aktivisten suchte ich im Sittertobel Ende Juni Zelte und anderes.
In dem Fall mit Erfolg?
Fischer: Es waren weniger die Zelte, als dass unser Handeln Aufsehen erregte. Als sich mehr Leute anschlossen, konnten wir Sammelaufrufe in Luzern und Bern starten. So sammelten wir zusätzliches Material. Schliesslich kamen gar zwölf Pfadi- und 250 normale Zelte, 100 Luftmatratzen und auch zwei bis drei Schachteln mit Kinderspielzeug und -kleidern zusammen.
Was waren das für Sachen, waren die verbraucht oder dreckig?
Fischer: Verbraucht nicht. Ich fand einen ganzen Rollkoffer voll Kleidung, mehr, als ich selber in die Ferien mitnehmen würde – auch nagelneue Zelte, nicht nur billige. Das meiste war aber nass, ein Teil voll Schlamm und Urin, wir mussten lange abwaschen und putzen.
Ist jetzt das gesamte Material unterwegs?
Fischer: Nein, der grösste Teil davon. Ein Restposten bleibt in St. Gallen beim Verein der «Eritreer».
Was geschieht damit?
Fischer: Wir führen die Open-Air-Aktion nächstes Jahr fort. Der Eritreische Verein sammelt ebenfalls und transportiert dann einen Container voll Material nach Ägypten und dann nach Äthiopien. So können wir weiteren Flüchtlingen helfen.