Die Gebäudeversicherung Thurgau verzeichnet für das Jahr 2016 eine deutliche Zunahme von Hagelschäden. Von einem Trend könne aber nicht gesprochen werden. Vorhersagen für die neue Hagelsaison 2017 macht selbst ein Klimatologe nicht.
Hagel zählt wie Sturmwind und Hochwasser zu den Elementarereignissen. Schäden, die darauf zurückzuführen sind, versichert die Gebäudeversicherung Thurgau (GVTG). Deshalb führt sie Buch darüber. Die Schadensfälle wegen Hagels haben sich 2016 gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt (siehe Grafik). Daraus einen Trend abzuleiten, wäre falsch, sagt GVTG-Direktor Walter Baumgartner. «Hagel ist wie andere Naturgefahren ein nicht planbares Wetterphänomen.»
Gemäss Geschäftsbericht entstehen in der Schweiz jährlich Hagelschäden von durchschnittlich 100 Millionen Franken. Besonders anfällig sind Storen, mehr als Fenster und Fensterrahmen. Deshalb promoten die Gebäudeversicherungen zusammen mit SRF Meteo ein Steuerungssystem, das bei akuter Hagelgefahr die Storen hochfährt. SRF Meteo übermittelt den Befehl dafür an die Steuerungssysteme der Gebäude. Ist der Hagelzug vorüber, bewegen sich die Storen wieder in die vordefinierte Position. Alles automatisch. «Voraussetzung ist eine zentrale Gebäudesteuerung», sagt Baumgartner. Langfristig sollen Storenlieferanten dieses Hagelschutzsystem in allen Neubauten standardmässig einbauen. Als weitere Präventionsmassnahme empfiehlt er den kostenlosen Warndienst www.wetteralarm.ch.
«Hagelereignisse sind kaum vorherzusehen», sagt Stephan Bader, Klimatologie bei Meteo Schweiz. Hagel sei ein Gewitterphänomen. «Wir können zwar für den nächsten Tag sagen, dass Gewitter zu erwarten sind, aber nicht, wo genau sie sich entladen.» Deshalb werde grossflächig gewarnt, obwohl die Gewitter kleinräumige Phänomene sind. Die allgemeine Hagelsaison beginnt meist im April und endet im Oktober. Für Hagel verantwortlich sei primär Wärme in Kombination mit Feuchtigkeit. «Im Winter gibt es keinen Hagel», sagt Bader. Der Klimatologie verweist darauf, dass es in einem Jahr mit grossen Hagelschäden nicht zwangsläufig viel gehagelt haben muss. «Vielleicht war es einfach ein grosser Hagelschlag.» Darauf weist auch die Statistik 2012 hin, als im Thurgau drei Hagelschauern im Juni über 1700 Fälle und Schäden von fast fünf Millionen verursachte.
Prognosen für das laufende Jahr gibt Klimatologe Bader keine ab. «Solche Abschätzungen sind nicht möglich.»
Sebastian Keller
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