«Hätte die Pferde nicht so schnell weiterverkauft»

Nachgefragt

Drucken
Ein Armeeangehöriger führt eines der Pferde zum Verkauf vor. (Bild: Anthony Anex/KEY)

Ein Armeeangehöriger führt eines der Pferde zum Verkauf vor. (Bild: Anthony Anex/KEY)

Haben Tiere aus dem Bestand von Ulrich K. aus Hefenhofen Schweizer Armeepferde mit Druse angesteckt? Für Thomas Giger, ehemaliger Kantonstierarzt des Kantons St. Gallen, steht fest: Die Erkrankung ist halb so schlimm. Es hätte aber gar nicht so weit kommen müssen.

Thomas Giger, wie gefährlich ist die Krankheit für Pferde?

Bei der Druse handelt es sich um eine bakterielle Infektion mit Streptokokken, die etwa gleich ansteckend ist wie Scharlach bei Menschen. Sie kann im Anfangsstadium erfolgreich mit Penicillin behandelt werden. Es gibt gefährlichere Erreger für ein Pferd.

Das Ganze ist also halb so schlimm?

Wenn die Tiere untersucht und richtig behandelt werden, ist es nur halb so schlimm. Es hätte aber nicht sein ­müssen.

Wie meinen Sie das?

Ich hätte die Pferde nicht so schnell weiterverkauft. Dann hätten sie länger untersucht und entsprechend behandelt werden können – sofern der Erreger überhaupt von den Tieren aus Hefenhofen stammt. Gleichzeitig verstehe ich die Behörden, dass sie die Tiere so schnell wie möglich loshaben wollten. Ich hätte das Ganze aber sicher nicht mit einer Quasi-Auktion gelöst.

Sondern?

Wie bei ähnlichen Fällen in der Vergangenheit hätten die Tiere an einen oder mehrere private Grosshändler abgegeben werden können, welche die Pferde anschliessend an interessierte Kunden weiterverkauft hätten.

Dann hätten aber nicht alle Tiere einen Abnehmer gefunden.

In der Tat. Dann hätte es aber immer noch den Schlachthof gegeben. Hätte es sich um Rinder gehandelt, wäre dies kein Problem gewesen. Denn aus tierethischer Sicht ist es nicht gerechtfertigt, wenn in einer solchen Situation Unterschiede gemacht werden zwischen einzelnen Tierarten.

Nun besteht aber die Möglichkeit, dass alle 93 Hefenhofen-Pferde Druse in die ganze Schweiz weiterverbreitet haben.

Das wäre sicher die unvorteilhafteste Situation. Dennoch: Druse lässt sich gut behandeln. Wenn die Infektion nicht in Zusammenhang mit dem Fall Hefenhofen stehen würde, würde das mediale Echo gegen null tendieren. (tn)