Gut Natur will Pflege haben

FRAUENFELD. Der Bitzigraben ausgangs Horgenbach ist eines von zwanzig Naturschutzgebieten in Frauenfeld. Aus dem einst eingedohlten Entwässerungskanal hat der Mensch ein artenreiches Biotop geschaffen, das weiterhin der Pflege bedarf.

Stefan Hilzinger
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Reto Baumgartner (Werkhof), Daniel Schöpfer (Abteilung Natur und Landwirtschaft), Stadtrat Urs Müller und Landschaftsarchitektin Marianne Künzi begutachten den Bitzigraben. (Bild: Stefan Hilzinger)

Reto Baumgartner (Werkhof), Daniel Schöpfer (Abteilung Natur und Landwirtschaft), Stadtrat Urs Müller und Landschaftsarchitektin Marianne Künzi begutachten den Bitzigraben. (Bild: Stefan Hilzinger)

Zwischen üppigem Hopfenklee schiessen da und dort zarte Weiden in die Höhe. Doch was auf dem anderen Ufer des Bitzigrabens durchaus erwünscht ist, soll auf dieser Seite des Gewässers nicht wachsen. Hier soll sich eine artenreiche Wiese etablieren und kein Gehölz. Darum muss die Weide früher oder später wieder weg. Reto Baumgartner vom Werkhof Frauenfeld hält ein Auge drauf.

Der Bitzigraben in Horgenbach ist in den vergangenen rund zweieinhalb Jahren renaturiert worden. Der Entwässerungsgraben war Jahrzehnte eingedohlt. Nun schlängelt er sich auf rund 350 Metern wieder am Tageslicht durch die flache Landschaft. Von Menschenhand geschaffene Natur, die nun aber nicht einfach sich selbst überlassen wird, wie der zuständige Stadtrat Urs Müller an einem Ortstermin erklärt. Zwanzig solche geschützte Naturobjekte gibt es in der Stadt, für deren Pflege und Unterhalt der Werkhof sorgt (siehe Kasten).

Paradebeispiel ist der Murg-Auen-Park, der in einer Woche offiziell eröffnet wird. Und dann gibt es kleinere Geschwister, wie den Bitzigraben. «Die Bevölkerung ist auf solche Naturflächen sensibilisiert», sagt Stadtrat Urs Müller. Das zeige sich etwa auch an Reklamationen, wenn mal eine Fläche irrtümlich zu früh gemäht werde.

Nicht einfach schneiden

Jedes geschützte Naturobjekt wird nach einem Schutzplan gepflegt. Die unerwünschten Weiden drängt Reto Baumgartner vom Werkhof aber nicht durch simplen Schnitt zurück. «Die würden nur weitere Triebe bilden», sagt er. Er wird die Weiden mit dem Bickel ausgraben, sobald sie eine gewisse Grösse haben. Um Flora und Fauna zu schonen, würden die Flächen mit einem kleinen Mäher oder gar mit der Sense gemäht. «Keinesfalls vor dem 15. Juni, damit die Blütenpflanzen versamen können.»

Bitte keine Disteln

Dennoch darf nicht alles spriessen und wachsen wie es will, ist von Landschaftsgärtnerin Marianne Künzi zu erfahren. Sie hat das Renaturierungsprojekt als Fachperson begleitet. «Disteln wollen wir auf dieser Fläche nicht», sagt sie, denn daran hätte der benachbarte Gemüsebauer keine Freude. Auch seien keine Birken gesetzt worden. Die sind bekannt dafür, dass sie das ganze Jahr über grosszügig Blätter und Ästchen in der Gegend verteilen.

Ein anderes Thema sind die Algen, mit denen die Verantwortlichen bei der Stadt vor allem im vergangenen Jahr zu kämpfen hatte. «Wichtig war hier, dass das freigelegte Gewässer <geimpft> wurde», sagt Künzi. Dazu hat man aus dem Juchweiher vom anderen Ende des Stadtgebietes in den renaturierten Bach geschüttet. So verschaffte man ihm eine Mikroflora und half, den biologischen Haushalt stabil zu halten. Hat's weiterhin allzu viele Algen, schöpfen Mitarbeiter des Werkhofs diese aus dem Wasser.

Stadtrat Urs Müller bezeichnet den Bitzigraben als «echten Hingucker und ein Naturerlebnis». Die Arbeiten für die Renaturierung haben gut 900 000 Franken gekostet. Bund und Kanton beteiligten sich im Rahmen des neuen eidgenössischen Gewässerschutzgesetzes mit 60 respektive 20 Prozent an den Kosten.