Monatelang bezog der umstrittene Häuserbauer Siegfried Hellbrück gratis Strom für sein Haus am See in Egnach. Die örtliche Elektra war machtlos.
egnach. Der Fall liegt bereits ein paar Monate zurück und wurde an der letzten Genossenschafterversammlung der Elektra Egnach vor kurzem bekannt. Präsident Werner Schmocker ärgert sich noch heute, wenn er an die Ereignisse zurückdenkt. Sauer stösst ihm nebst dem Verlust vor allem auf, wie der Elektra mit ihren 700 Abonnenten der Stecker gezogen wurde.
Zuerst zahlte Hellbrück seine Rechnungen nicht. Mehrmals wies ihn die Elektra in der Folge schriftlich darauf hin, sie würde Ende Mai einen sogenannten Kartenleser installieren, wenn er die Ausstände nicht endlich begleiche. Der Strom wäre dann nur noch geflossen, wenn Hellbrück Geld auf einen Chip geladen hätte.
Doch der umstrittene Häuserbauer reagierte nicht auf die Ankündigung und war auch nie zu Hause, als ihn Vertreter der Elektra persönlich auf das Problem ansprechen wollten. Daraufhin wollte sich die Elektra vom Bezirksgericht Arbon ermächtigen lassen, das Gerät ohne vorherige Einwilligung von Hellbrück zu montieren.
Dagegen hatten die Richter nach einer telefonischen Auskunft vor den Sommerferien grundsätzlich nichts. In ihrem Entscheid wollten sie der Elektra mit Verweis auf die Bundesverfassung (Schutz der Privatsphäre) aber nicht freien Zutritt ins Haus von Hellbrück gewähren, was einem Installationsverbot gleichkam.
Damit waren der Elektra die Hände gebunden. Hellbrück den Strom einfach abstellen konnte sie nicht. Denn an der gleichen Leitung hängen noch andere Liegenschaften, bei denen es dann ebenfalls dunkel geworden wäre.
Eine überraschende Wende nahm der Fall nach den Sommerferien. Hellbrück erklärte sich plötzlich bereit, die Monteure der Elektra in seine Villa zu lassen. Einen ersten Termin liess er zwar platzen – Schmocker und ein Mitarbeiter standen vor verschlossenen Türen. Im zweiten Anlauf klappte es dann aber.
Die Lösung währte jedoch nicht lange. Im Herbst entfernte die Elektra den Kartenleser wieder, weil Hellbrück nicht mehr in der Villa am See wohnte. Im August wurde der Privatkonkurs über ihn eröffnet. Seit November hat das Betreibungsamt die Hand über der Liegenschaft, die Hellbrück nur zur Hälfte gehört und möglicherweise versteigert wird.